Einst in Donegal – Bluestack Mountains und weiter

Eines Tages packt mich ganz massiv die Sehnsucht; so lange bin ich nicht mehr in Irland gewesen. Zuletzt als mein Sohn noch ein toddler und meine Tochter noch nicht geboren ist. 16 lange Jahre ist es her. Meine Tochter hat schon Urlaubspläne und den Sohn überrede ich, mit mir das Weite zu suchen. Kurzentschlossen buche ich uns einen Billigflug nach Dublin.
Erst kurz vor dem Abflug entscheiden wir uns , es mit Donegal zu probieren. Dort bin ich noch niemals gewesen und die Ecke soll noch recht ursprünglich sein. Da es bei uns an Reisebüchern und Landkarten nie mangelt, ist rasch der Bluestack Mountain Way ausgeguckt und im Anschluss daran eine Strecke an die Küste. In Donegal Town soll es beginnen, von Dublin gibt es eine gute, schnelle und preiswerte Busverbindung dorthin.
Wir verbringen die erste Nacht in Dublin und entern am nächsten Morgen den Überlandbus in Richtung Nordwesten.


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Wir fragen im ersten B&B nach einem freien Zimmer, bringen unser Gepäck unter und schlendern durch Donegal. Logischerweise finden wir auch den einen Buchladem am Diamond, erwerben 2-3 Bücher. Abends gehen wir noch in einen Pub, umd 1 oder 2 pint zu trinken. Die junge Band stimmt uns mit klassisch irischer Musik auf die kommenden Tage ein.
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Tag 1 der Wanderung:
Es ist ein absoluter Scheißanfang für den ersten wirklichen Wandertag auf dem Bluestack Mountain Way.  Nach einer eher unruhigen Nacht, weil einige Gäste arg laut sind, wollen wir am Morgen zeitig los. Nach dem Duschen will ich das Badezimmerfenster weiter öffnen, um den Wasserdunst hinaus zu lassen. Nie zuvor habe ich einen solch seltsamen Öffnungsmechanismus gesehen, nichts zu ziehen oder zu schieben. Ich versuche gerade doch noch hinter das Geheimnis zu kommen, als plötzlich der obere Teil des Fenster wie bei einer Guillotine heruntersaust und meine rechte Hand einquetscht. Ein elendiger Schmerz raubt mir fast die Beherrschung. Gezwungenermaßen kniee ich am niedrigen Fenster und schreie um Hilfe. Ich kann weder das Fenster noch Hand oder sonstwas nur einen Millimeter verschieben. Unten geht gerade der Landlord über den Hof, er hört mich rufen. Er rennt herbei, legt die Leiter, die am anderen Hausteil lehnt  an und schiebt das Fenster von außen hoch. Es fehlt nicht viel und ich übergebe mich fast  auf den Boden, so übel ist mir. Ich lasse viel kaltes Wasser über die Hand und speziell den rechten Mittelfinger laufen, der am unteren Drittel eine Delle bis weit über die Mitte hinein aufweist, er blutet aber seltsamerweise nicht an der Oberfläche. Der Nachbarfinger ist auch lädiert, aber nicht so arg. Während nun Douglas duschen geht, setze ich mich aufs Bett und versuche meiner Übelkeit aufgrund des Schmerzes zu überwinden. Als er wieder da ist, frühstücken wir erstmal im überfüllten Gastraum, ich nehme kaum wahr, was ich eigentlich esse.
nunja, wir wollen los und so starten wir trotzdem, auch wenn ich den  Rucksack nicht allein wuchten kann , weil die Hand fürchterlich schmerzt. Kurz streift mich der Gedanke, dass es besser wäre, sie röntgen zu lassen, aber egal, wir wollen los. Irgendwie wird es  schon gehen.
Es nieselt, wir folgen einem kleinen Sträßchen etwas bergan, dann beginnt ein heftiger Schauer. Wir haben einen Wasserlauf erreicht, über den eine Brücke führt. Da wir unten am Flüsschen weiter wandern wollen, ein schmaler Weg führt daran entlang, setzen wir uns unter dir Brücke und beobachten die Tropfen des heftiger werdenden Regen auf der Wasseroberfläche. Schön schaut das aus. Unsere Laune bessert sich und das Wetter dann auch.
Und wir gehen und gehen und schwitzen und schwitzen und ich werfe nach und nach 3 Asperin ein, weil ich denke, gleich fällt mir die Hand ab.
Es wird zwar nicht viel besser, aber irgendwann gewöhnt man sich an alles und ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie mies es mir geht .

Beim Blick über den Lake heiterte sich meine Stimmung nun endgültig auf, was bei dieser Aussicht nun wirklich kein Wunder ist.

Wir machen eine etwas längere Rast, so richtig haben wir uns noch nicht  eingelaufen, die Rucksäcke scheinen bleischwer und überhaupt haben wir uns ein paar ruhige Minuten verdient. 😉

Es klart immer mehr auf und so erfreuen wir uns an der guten Sicht zu den Bergen

Wir kommen nun in den Bereich des Eglish River, an dessen Ufern es laut Reiseführer gute Campmöglichkeiten geben soll. Es ist inzwischen später Nachmittag. Wir beschließen uns einen Platz zum Zelten zu suchen, aber gerade bei diesem Stück des Weges schwimmen alle in Frage kommenden Wiesen mehrere Zentimeter im Wasser, es musse die Tage vorher enorm geschüttet haben. Ein Rastplatz ist wirklich von Nöten, zumal Douglas bereits den ganzen Tag unter Zahnschmerzen gelitten hat, was er mir aber jetzt erst eingesteht.
Gegen 19.00 Uhr marschiere ich kurzentschlossen auf eine Zufahrt, die zu einer der wenigen Farmen in diesem Bereich des Weges geht und klopfe an. Der Farmer (Jim) kommt heraus und meint: Müde, schaut ihr aus. Kann ich was für euch tun?
So kommen wir zu einem relativ trockenen ebenen Platz auf seiner Weide, einige Meter vom Haus entfernt.

Gerade haben wir unsere Zelte aufgebaut, als plötzlich dicke Wolken am Himmel auftauchen. Gerade noch können wir noch die Rucksäcke und uns auch hineinwerfen 😉 , da prasselt ein starker Regen auf uns nieder. In der Ferne grollt der Donner und am Horizint sieht man den verdunkelten Himmel unter den Blitzen aufleuchten.

Plötzlich hört der Regen innerhalb weniger Sekunden auf, es wird hell im Zelt, wagemutig 😉 ziehe ich die Reißverschlüsse auf und sehe einen wundervollen Regenbogen zwischen schnellziehenden Wolken. Ich weiß nicht wie lange ich dort liege und dieses Bild in mir aufnehme. Es scheint, als ob diese Szenerie nur für uns aufgebaut wurde.
Ich erinnere mich an meine Kamera und kann eben noch die letzten Momente des Regenbogens einfangen.
Auf dem Foto seht ihr das Zelt von Douglas und ein wenig noch von meinem verblassenden Regenbogen. 5 Minuten später kommt Farmer Jim und bringt uns Tee – “that you feel welcome”

So ist ein unglückselig begonnener Tag umgewandelt  durch einen Regenbogen und etwas FReundlichkeit. Es ist schon ein ganz besonderer Moment, im Zelt zu liegen und durch den geöffneten Eingang auf dieses Bild zu schauen.

Während der nächsten Stunde gewittert es immer wieder, wir sehen noch einige Regenbogen. Wir dürfen das Bad benutzen, was wir auch gern in Anspruch nehmen.

Die am Ankunftstag in Donegal Town gekaufte kleine Flasche Whiskey teilen wir gerecht in zwei kleine Fläschlein. Ein weiteres Asperin und ein Schluck vom Whiskey lassen mich einigermaßen schlafen.

Tag 2 der Wanderung

Als ich morgens aufstehe, winkt Jim, der vor dem Haus arbeitet mich heran und lädt mich in seine Küche zu einem Morgenkaffee ein. Er erzählt mir allerlei aus seinem Leben. Viele Jahre hat er in den Staaten gelebt und ist nur nach Hause zurückgekehrt, weil alle Geschwister den Vater verlassen  hätten und der hier nach dem Tod der Mutter nicht mehr allein hätte wirtschaften können. Zuerst habe er sehr bedauert, wieder hier aufs Land zu ziehen, aber heute wisse er, dass es die einzig richtige Entscheidung gewesen sei. Er liebe das Leben hier sehr, obwohl er inzwischen bereits auch alt sei , aber er würde die Farm nicht mehr verlassen.. Hier wolle er sterben.

Gleich wolle er die Freundin in der Stadt besuchen, ich könne aber nioch die sanitären Einrichtungen benutzen, bevor er fort führe. Währernd ich mich schnell wasche, bereitet er für Douglas noch eine große Tasse Tee, die leere Tasse könne ich dann später vor das Haus stellen.

Er schließt das Haus ab (was man heute leider im Gegensatz zu früher machen müsse und zeigt mir noch den Brunnen hinter dem haus.  Er wird aus einer kleinen sehr sauberen Quelle gespeist, es wäre sogar Trinkwasserqualität, da könnte Douglas sich später noch waschen. .
Ich bedankte mich herzlich bei ihm. Douglas schläft noch, als er fährt und mir noch einmal zuhupt.


Als er endlich munter wird, sind wir in relativ kurzer Zeit aufbruchbereit, heute soll es bis etwa Disert Graveyard gehen, durch die verlassenen Siedlungen der deserted townlands.
Wir wollen versuchen ohne Schmerzmittel auszukommen und hofften, dass uns die Landschaft genug Ablenkung gibt.
Wir folgen weiter dem Eglish River auf einem schmalen Sträßchen und überqueren ihn bald wieder. Der Weg führt teilweise über Weiden und später open country. Ab und zu wechselt er wieder auf befestigte Straßen, wir begegnen aber weder Mensch noch Auto. 😉

Es gibt zwar immer wieder Anzeichen von Besiedlung, allein wir scheinen die Einzigen zu sein, die hier durch die Gegend wandern.

Nach einem recht friedlichen und ruhigen Tag, der nur durch einige Schmerzattacken versüßt wurde, suchten wir uns einen Platz zum Campieren. Es bot sich lediglich eine größere, eingezäunte Schafweide direkt neben dem trail an, aber Schafe konnten wir zuerst nicht sichten.

Am nächsten Morgen werden wir von mä und määhääh geweckt und als ich den Reißverschluss öffne, um hinaus zu spähen, schaue ich in das schwarz-weiße Gesicht eines Schafkindes. Während der Nacht hat uns eine ganze SChafsgmeinschaft umzingelt 😉 und malerische übel riechende Flecken umd uns verstreut.
Ich gehe zu dem kleinen Bach, der durchs Gelände fließt und mache etwas Katzenwäsche, wobei mich einige Schafe teils misstrauisch teils neugierig beäugen.
Nach einem cheddar&Brot&tee-Frühstück packen wir unsere Plörren zusammen, um uns wieder auf den Weg zu machen. Heute wollen wir über den Cloghmeen Hill und weiter nach Glenties. Mein Reiseführer gibt zwei Strecken an, um nach Glenties zu kommen, eine leichtere und eine, von der dringend bei schlechtem Wetter abgeraten wird. Ist schlechtes Wetter? Wir gucken uns fragend an und finden es ein wenig affig, den leisen Nieselregel als schlechtes Wetter zu klassifizieren.
also los, so schwierig wird der Weg schon nicht sein.

Wir gehen an einigen verlassenen Gehöften vorbei und folgen dem Pfad ins bogland und auf den Berg. Der WEg ist sehr schlecht, immer wieder müssen wir über Schlammlöcher springen und das ist mit Rucksack nicht wirklich ein Vergnügen. Der Weg ist nunmehr eine Art von Bach, aus dem ab und an etwa 60 cm hohe Erdstücke (paddocks nenne ich sie bei mir) herausragen, von eine Art Gras bewachsen und ziemlich rutschig. aber die Markierung zeigt eindeutig in die von uns gewählte Richtung. Ich komme ziemlich aus der Puste, weil es immer bergauf geht und bei meiner doch recht bescheidenen Körpergröße es nicht wirklich leicht ist, immer wieder auf diese Paddocks zu gelangen. ab und an rutsche ich immer wieder ab, weil aber der Boden verdammt nachgiebig ist und mit Moor nicht unbedingt zu spaßen ist, ziehe ich mich immer wieder fast fluchtartig 😉 hoch.
Mein Sohn mit wesentlich besseren und neuem! Schuhwerk ausgestattet, sowie längeren und jüngeren Beinen 😉 lacht über meine Hoppserei und meint einmal mehr, mich würde nicht wirklich viel von einem Hobbit unterscheiden. tstst.
Kalter Nebel kommt auf, kriecht förmlich auf uns zu und mir vergeht irgendwie der Sinn für alberne Bemerkungen, Douglas springt aber wie ein junger Hüpfer hin und her und hat offensichtlich viel Spaß.
Als wir jedoch den nächsten Pfosten (Wegmarkierung), die sicherlich nicht unbeabsichtigt in Sichtweise ins Moor gerammt sind, wegen des Nebels nicht mehr erkennen können, streike ich.
Da geh ich keinen Zentimeter weiter. Ich habe echt keine Lust, mich hier zu verirren und im Moor zu versinken.
Das ist das erste Mal auf einer Tour, dass wir uns in die Wolle kriegen. Ich halte es für Schwachsinn auf durchaus nicht ungefährlichem Grund ohne die Möglichkeit einer Orientierung weiter zu gehen. Ich will wenigstens die Möglichkeit haben zu sehen, wohin ich gehe.
Mürrisch hocken wir uns auf eine einigermaßen trockene Stelle, um abzuwarten.
Als nach etwa 15 Minuten der nächste Holzpfosten gerade eben so in den Bereich des Sichtbaren auftaucht, gehen wir langsam weiter, müssen aber immer wieder kurz anhalten, um den Weg erkennen zu können. Mit viel SChnauferei meinerseits gelangen wir oben auf den Gipfel. Und wir sehen?
Nichts. Das ist irgendwie schon spannend, rund um uns eine ganze Welt mit berühmten Aussichten und wir sehen nur…

Der Abstieg ist hundertermal einfacher, der Pfad wird trockener und führt stetig hinab. Man kann wieder weiter als nur 2-3 Meter gucken. Wir durchqueren erneut ein verlassenes Dorf, der WEg wird breiter und heißt nun church-lane. Über ihn gelangte man früher von diesem namenlosen Dorf in den nächsten Kirchsprengel nach Glenties.
Und dann passiert mir noch ein Malheur, was den Tag dann wirklich für mich abrundet.
Wir kommen langsam an eine sehr schmale gepflasterte Straße (das, was man hier boreen nennt), nur noch etwa 4 Meter trennen uns von ihr. Vor uns ist eine sehr große Pfütze, deren Grund man nicht erkennen kann. Links ist ein Bach, rechts ein sehr schmaler Streifen Weg, auf dessen anderen Seite es in einen Graben abwärts geht. Leichtfüßig balanciert Douglas über diesen etwas erhöhten Minidamm und ich sehe mich schon bald im Graben liegen, wenn ich ihm folge.
Also beschließe ich, einfach durch die Pfütze zu waten, die SChuhe sind eh schon mehr als nass, was kann jetzt noch Übles kommen?
Tja – und dann versinke ich vor den erstaunten Augen meines Sohnes und unter seinem schallenden Gelächter bis zu den Knien in wunderschöner schwarzer Modderpampe. Als wollte mich das bog noch einmal richtig ärgern, weigert sie sich, mich oder meine SChuhe unter normalen Anstrengungen wieder freizugeben. In geradezu Windeseile befreie ich mich irgendwie von meinem Rucksack und werfe ihn auf die Straße.
Fluchend krabbele ich mehr als ich rausklettere aus dem Loch. Während Douglas sich immer noch die Seiten hält, würge ich meinen Rucksack wieder auf und gehe – ihn missachtend – weiter. Am liebsten hätte ich ihn mit dem Kopf zuerst ind das Loch gestopft, aber ich kenne meine Grenzen. 😉

Nach all den Anstrengungen beschließe ich, dass für die kommende Nacht ein B&B her muss. Ich will heiß duschen, meine Klamotten waschen und meine mittlerweile rot&blau marmorierte Hand pflegen. die Delle ist immer noch genauso geformt und so tief wie kurz nach dem Unfall und alles schmerzt geradezu höllisch. Zudem ächzt auch mein linkes Knie, dieser BefreiungsaktAkt aus dem SChlammloch zuerst mit dem schweren Rucksack und dann so, hat mein eh malades Knie offensichtlich nicht erfreut.
Obwohl ich schwere Bedenken habe, dass mich in diesem verdreckten Zustand eine Landlady über ihre Türschwelle lassen wird, klingeln wir etwa eine Stunde später hoffnungsfroh an einer Tür. Wir sind aber doch willkommen. 😉
Die Landlady lacht, als ich sie bitte, mir meine verschlammten Hosenbeine unter dem Gartenschlauch abwaschen zu dürfen und sagt, ich solle danach Hose und SChuhe einfach dann unten vor die Kellertür legen, sie öffne dort für mich und ich könne dann gleich ins Zimmer gehen.
So durchquere ich leicht bekleidet das Haus und bin mehr als froh im Zimmer frisches Zeug zu nehmen und unter die Dusche jumpen zu können.
Inzwischen steht eine Kanne Tee bereit und unsere freundliche Gastgeberin hat Douglas erklärt, sie stecke die Hose nun in die Waschmaschine und dann in den Trockner und stelle die nunmehr gesäuberten SChuhe mit Zeitung ausgestopft unter die Heizung.
Zum Glück habe ich ja noch ein Paar Wandersandalen dabei und nach einer Stunde des Ausruhens sind wir wieder munter genug, um unsere Schlammbergbesteigung im Ort in einem sehr netten Pub mit gutem Essen und ein oder zwei pints, gefolgt von 2 whiskey zu feiern.

 

Am nächsten Morgen erzählt uns die Landlady, dass es die letzten 10 Tage in den Bergen enorm geregnet habe, also genau die Art von Wetter, dem man in dieser Gegend möglichst ausweichen soll. Sonst wäre die Route viel besser zu begehen. Obwohl sie selber noch nie eine solche Strecke gelaufen sei, das sei ja wohl alles sehr sehr anstrengend.
In Glenties selber habe es kaum geregnet, aber halt eben in den Bergen.
Dafür haben wir aber nun Glück mit dem nächsten Teilstück. Es führt von Glenties am Owenea River entlang bis an die Loughrosmore Bay zum Ort Ardara. Bei anhaltendem Regen ist der schmale Pfad am Fluss entlang oft unter Wasser und nicht begehbar.
Frohgemut und leicht humpelnd (ich), machen wir uns nach einem göttlichen Frühstück auf den Weg. Meine Hand schmerzt zwar immer noch, aber entweder merke ich es nicht mehr so stark oder es wird wirklich langsam besser.
Schnell finden wir den Zugang zum Weg, nachdem wir den außenbereich von glenties erreicht haben.
Das Wetter verspricht geradezu, uns für den letzten Tag zu entschädigen, der Himmel lacht mit unserer guten Laune um die Wette.

Der Owenea River ist ein bekannter Lachsfluss und fließt gemächlich und nahezu idyllisch in Richtung Meer. Ich genieße es, dass ich nahezu beschwerdefrei und ohne großartig auf den Weg achten zu müssen, vor mich her schauen kann.

Es gibt immer wieder kleine und größere Brücken über den Fluss, weil der Pfad häufig auf die andere Flussseite wechselt.

Dann jedoch nach dieser Holzbrücke

wird es etwas beschwerlich zu gehen. Auf diesem Teilstück wächst sehr hoher Farn und der Weg ist stellenweise nicht mehr zu erkennen, weil er zugewuchert ist und man aufgrund der Höhe der Pflanzen nicht sehen kann, in welcher Richtung es weitergeht. Mehrmals verfransen wir uns und müssen ein Stück weit versuchen zurück zu gehen.

Als wir zwischendurch an eine Stelle kommen, wo sich der Farn etwas lichtet und nicht mehr ganz so hoch ist, nutze ich die Gelegenheit, etwas Luft zu schnappen (es ist sehr feuchtwarm und stickig im Farn) und ein Foto zu machen.
Tausende von Midges umschwirren uns, was speziell D sehr verdießlich macht, wie man hier unschwer erkennen kann. 😉
Ich soll nicht fotografieren, sondern schnell weitergehen, damit wir aus dieser Zone wieder heraus kommen..
Nach einem weiteren besonders schlimmen Stück, wo ich außer Grün so gut wie nichts mehr sehen kann, hören wir Motorengeräusch. Verdutzt bleiben wir an einer Art kleiner Lichtung stehen. Plötzlich steht vor uns ein Mann mit einer Motorsense, der sich genaus so erschrickt wie wir. Er stellt das Teil aus und unterhält sich kurz mit uns. Vor der Saison wird der Weg immer frei gemacht, weil sich sonst die Leute verlaufen würden und in einen der zahlreichen Gräben fallen könnten. Grinsend meint Douglas, dass wir da ja Glück gehabt hätten, weil seine Mutter eigentlich in jedes mögliche Loch im Boden fallen würde. Frechheit!!!
Und erzählt dem Arbeiter von meinem letzten Malheur.
Wir sagen bye und nun ist der Rest einfach, weil die grüne Hölle nur noch rechts und links vom Pfad wuchert.
Oder er könnte einfach sein, wenn wir nun nicht zu sehr schmalen Metallteilen kämen, die den Namen Brücke nun nicht wirklich verdienen.
So richtig wohl ist mir nicht, wenn ich sie überquere, speziell weil ich mit Höhe so meine Probleme habe und es doch einige Meter nach unten in divese Gräben geht.
D findet mein vorsichtiges Überqueren amüsant und muss mir natürlich zeigen, dass er sogar hinüber rennen kann. grrr.

Langsam kommen wir zum Ende unserer Tagesetappe, bedauernd verlassen wir unseren Fluss

und gehen in das doch recht touristische Ardara hinein. Da hier in der Nähe kein Campground ist, mieten wir uns in einerm kleinen B&B an der lauten Durchgangsstraße ein und hassen es sofort.
aber nun, morgen geht es ja wieder weiter.

Am nächsten Tag verlassen wir Ardara und den Bluestack Way, um auf den Slí Dhún na nGall (The Donegal Way) zu wechseln. Wir müssen nun überwiegend über Straßen und Sträßchen gehen, da sie aber wenig befahren sind, stört uns das nicht weiter. Nach dem ersten kurzen Stück aus Ardara hinaus, wo es recht befahren ist, gelangen wir auf eine schmale Route, die an die Bucht entlang bis zu einem Wasserfall führt.

In unserem Wanderführer war der Platz dort als möglicher Campplatz benannt, was uns aber nur ein Kopfschütteln abringt. So nett dieser kleine Fall ist, aber niemals würden wir hier ein Zelt aufschlagen. Nicht nur ist die in Frage kommende Fläche sehr klein, sie liegt auch direkt an der Landstraße und häufig halten Touristen an und schauen sich den Wasserfall an. Wäre ungefähr so, als ob man auf einer Wiesenfläche an der B96 (nur mit weniger Verkehr) campen würde.
Das Wetter ist eigentlich ganz nett und wir wollen bis nach Port wandern. Das ist ein verlassener Ort direkt am Atlantik, von dort führt ein schmaler Wanderweg immer am Klippenrand bis nach Glencolmcille. Mit schönen Blicken auf die Bucht gehen wir bis Maghera, wo wohl ein bekannter Strand ist. Das scheint ein beliebter Punkt für einen
Tagesausflug von Ardara aus zu sein, zuerst zum Wasserfall und dann hierhin und als wir doch etliche Autos auf dem Parkplatz dort sehen, entschließen wir uns dazu, direkt nach Port zu wandern.
Die Straße steigt nun steil an, der Talkessel ist ziemlich eng und es zieht immer mehr zu, es wirkt schon fast etwas bedrückend. Autos begegnen uns vorerst keine mehr und dann öffnet der Himmel seine Schleusen und versorgt das Land mit reichlich Wasser. Wir ziehen schnell unsere Regencapes an, die auch über die Rucksäcke passen und marschieren stoisch weiter. Mein Knie ächzt ganz schön und die blöde Kapuze lässt einem fast keine Sicht auf die Umgebung. Ok, das mag kein großer Verlust sein, weil es regnet und stürmt, nervt aber trotzdem. Langsam merke ich am Knie den harten Boden unter mir, aber lässt sich ja nun einmal nicht ändern.
Wir wollen den Weg nach Port, der von dieser Straße abgeht nicht verpassen und laufen 2-3 mal vergeblich in kleine Sträßchen hinein, die sich aber immer als Zufahrten zu einem Farmhaus entpuppen. Die Straße führt direkt nach Glencolmcille, aber wir haben uns nun einmal Port in den Kopf gesetzt. Während wir gerade beraten, wie es weitergehen soll, sehe ich einen alten VW-Bus nahen. Optimistisch halte ich mal die Hand raus und er hält tatsächlich an. Eigentlich will ich nur fragen, wo der Weg nach Port abgeht, der Fahrer springt aber heraus und lädt uns ein, bis zum Abzweig mitzufahren. So richtig Spaß könne doch bei dem Sauwetter das Wandern nicht machen. Douglas erst skeptisch, weil vom Trampen zugunsten des Wanderns hält er eigentlich nichts, das ist unsportlich 😉 – folgt dann aber doch der freundlichen Einladung und so steigen wir ein, nachdem wir die Rucksäcke hinten verstaut haben. Im Bus sitzen noch zwei kleinere Kinder, die uns mit großen Augen anstarren und die Großmutter, die sie wohl gerade vom Flughafen abgeholt haben. Ich plaudere etwas mit ihr und den Kindern, während Douglas dem Fahrer die FRagen über Wer und Wohin beantwortet.
Nach etwa 20 Minuten hält er an und zeigt auf einen rechts abgehenden boreen. Ob wir wirklich nach Port wollen oder doch mit ihnen nach glencolmcille?
Doch-doch, wir wollen nach Port und kurze Zeit später winken wir den freundlichen Leuten nach, bevor wir auf den boreen abbiegen.
Und es lohnt sich wirklich, den “Umweg” über Port zu machen. Wir kommen nun in ein sehr schönes Tal mit einer Kette unterschiedlicher kleiner und etwas größerer Seen, die alle durch einen Fluss verbunden sind. Falls ich jemals den Namen gewusst habe, nun ich habe ihn vergessen. Er durchschneidet auch felsiges Gebietund fließt streckenweise durch eine Art Canyon, es gibt immer wieder beeindruckende Aussichten auf ihn. Leider streikt die Cam bzw ihre Batterien und so habe ich nur wenige Fotos anzubieten und leider keine von dem Canyon.

Der Regen ist jetzt in leises Nieseln übergegangen, der perfekt zu Landschaft und der Stimmung im Tal passt. Als wir die Küste und somit Port erreichen, ist schon später Nachmittag. Kurz bevor der asphaltierte Weg endet, ist links direkt am Flussbett auf einem kleinen Plateau eine Art Caravan aufgebaut. Wir gehen also weiter, weil wir hoffen, dass weiter unter irgendwo eine ebene Fläche ist. Dort ist ne Menge Land unter, aber wir finden doch 2 Plätzchen für die Zelte. Zum steinigen Strand geht es recht steil herunter und man kann nicht wirklich erkennen, wo oder besser wie es zu den verlassenen Häusern, die man durchaus sehen kann geht.

Weil es wieder begonnen hat zu stürmen, bauen wir die Zelte auf, in der Hoffnung, dass alles hält. Später kommen noch zwei Autos, die auf der Fläche vor dem Caravan parken. Ich nehme an, es sind Leute, die fischen wollen, unten am Minihafen sind einige Boote auf den Geröllstrand gezogen.
Recht früh verkriechen wir uns, es regnet und stürmt und ich mache mir schon etwas Sorgen wegen der nahen Abbruchkante.
Am nächsten Morgen verkündet D, er habe prima geschlafen, was man aber von mir nicht wirklich behaupten kann. So gegen Mitternacht nahm der Sturm noch einmal recht heftig zu und ich bin erst gegen 3-4 eingeschlafen, nur um immer mal wieder bewusst hinaus zu lauschen.

Als wir aufstehen, scheint die Sonne. In rascher Folge sausen die Wolken mehr als dass sie wandern über den Himmel. Oben muss ein ganz schönes Windchen pusten, hier unten ist es wesentlich ruhiger, wenn auch zeitweise etwas düster.

Ich gehe zur Abbruchkante, um zu schauen, ob sie wirklich so nahe hinter den Zelten ist, wie ich in der Nacht immer gefürchtet hatte. Tja, so 2-3 Meter ist die Kante von meiner hinteren Zeltwand entfernt, es geht schon einige Meter von dort hinunter. Unten am Strand sind die Boote verschwunden, offensichtlich gibt es heute irgendwo zum Abendessen Fisch ;). Wir überlegen, ob wir auf die andere Seite des Hügels gehen sollen, um uns die Ruinen näher anzuschauen, entscheiden uns aber dagegen, weil wir mal wieder dringend ein paar Lebensmittel einkaufen müssen und rechtzeitig in Glencolmcille sein wollen. Außerdem ist der Pfad dorthin sehr schlecht zu erkennen und das Gelände sieht auch verdammt rutschig aus.

Wir trödeln noch ein wenig herum, zu sehr hält uns die Atmosphäre dieses verlassenen Ortes mit seiner wirklich isolierten Lage in Bann. Wie gern würde ich hier eines der Häuser wieder aufbauen und den Rest meiner Tage verbringen.
Aber wir müssen nun wirklich los Wir packen also unseren Kram zusammen und machen uns auf den Weg. Ein schmaler Pfad windet sich immer an der Küste und teils sehr nah an der Abruchkante entlang in die Richtung, in welche wir wollen. Also auf mit uns!

Heute morgen zeigt es sich, dass es doch etwas geholfen hat, die Akkus mit in den Schlafsack zu nehmen, die Cam macht wieder freundlicherweise ohne Mucken Fotos. Wir drehen uns mehrmals um, um auf Port zurück zu schauen und dabei entstehen diese Fotos.

Wir wissen, dass der Pfad immer am Meer entlang geht, obwohl nunmehr nicht wirklich zu erkennen ist, wo er lang gehen soll. Aber das macht nichts, es gibt viele kleine Schaftrampelwege und irgendwie kommen wir schon weiter. Mehrmals müssen wir zurück gehen, weil der scheinbare Weg nur zu einem abbruch führt, den man am anfang nicht sehen konnte. Es geht rauf und runter, rauf und runter.

Das ist zwar bei Weitem nicht so schlimm wie auf der Wanderung nach Glenties, weil hier kein bog ist, mein Knie murrt jedoch ganz schön. Und immer wieder hat man phantastische Ausblicke aufs Meer. wir bleiben oft stehen, um sie zu genießen.

Das Wetter wird immer besser, wie man an diesen Fotos erkennen kann 😉


Wir erreichen eine Turmruine, die auf dem HausBerg über Glencolmcille steht und sehen den Ort vor uns.
In langen Kehren – erst auf einem Fußpfad, dann auf einem boreen wandern wir auf ihn zu. Einen Campingplatz gibt es hier nicht, aber es soll ein Independant Hostel geben, bei welchem man auch zelten kann. Als wir an eine Kreuzung kommen und rätseln, welche Richtung wir nun einschlagen müssen, halte ich einen in eine Einfahrt fahrenden PKW an. Ich frage nach dem Dooey Hostel – die Fahrerin überlegt einen Moment und sagt, das wäre zu kompliziert zu erklären, wir sollen doch einfach einsteigen. Da es begonnen hat zu regnen, folgen wir dieser Einladung und sie fährt uns über verschiedene kleine Sträßchen direkt bis zum hostel. Als wir uns bedanken, lacht sie nur und wünscht uns viel Spaß.
Das Hostel ist geschlossen und so setzen wir uns erstmal auf eine Bank davor. Es liegt am Hang und auf einer unteren Wiese des Grundstückes sehen wir einige Zelte. Da noch genug Platz dort ist, schlagen wir vorwitzigerweise bereits unsere Zelte auf und gehen dann wieder nach oben. Inzwischen sind Mary, the owner und ihr Sohn Leo gekommen und begrüßen uns freundlich. Klar sei es ok, dass wir uns bereits ein Plätzchen gesucht haben, sie zeigen uns nun das Haus, welches auf mehreren Ebenen gebaut, wohl nach und nach aneinander geschachtelt. Auf der linken Seite an der Innenseite läuft ein kleiner Bach in eine Art Teich, von Wasserpgflanzen umstanden und das Geräusch wirkt ausgesprochen beruhigend und anheimelnd. Auf der rechten Seite direkt am Eingang sind vier Mehrbettzimmer, mit einer kleinen Küche im Vorraum und eigenem Minibad. Zur nächsten Ebene geht man an der Wand, an der das Wasser herunterrinnt, über schmale und steile Stufen hinauf und an einem Wohnbereich von Mary und Leo vorbei. Die nächste Ebene ist eine größere Küche, wo man seine Sachen brutzeln kann, Tee kochen uswusf. Des Weiteren gibt es dort eine Dusche und ein WC. Das alles können Gäste in den kleinen Räumen in der nächsten Etage oder aus den Zelten nutzen. Noch einmal höher kommt man zum Aufenthaltsraum, in welchem gegessen und gespielt werden kann. Dieser Raum hat eine an drei Seiten herum gehende Verglasung und somit eine wundervolle Aussicht auf die Bucht.
Wir gehen noch in einen der zwei kleinen Lädchen und kaufen uns erstmal was fürs richtige Kochen. Naja, Käsereispuffer werden es, wobei wir gleich zwei Mitkoster haben, die das noch nicht kennen.
Als das Essen fertig ist, schaffen wir alles noch oben, wo es inzwischen voll geworden ist, zu 10 sitzen wir dort herum, essen und unterhalten uns. Die Mischung ist recht international, aber alle können etwas Englisch und es wird sehr lustig.
Einer der Typen (ein holländischer Lehrer) hat ein selbst gebasteltes Spiel dabei mit recht komplizierten Regeln, aber bereits bei der Erklärung der Spielregeln lachen wir Tränen. Douglas ist in seinem Element, je komplizierter es ist, desto interessanter findet er etwas. Ich bin froh relativ bald ausscheiden zu können, weil Leo hereinschaut und sich überreden lässt, mitzuspielen. So kann ich einfach nur den Sonnenuntergang genießen….

Am nächsten Tag ereilen mich gleich zwei Probleme. Die zweite Nacht im Zelt nach zwei B&B-Übernachtungen offenbart, dass es ja ganz ok ist ohne Matte zu schlafen, wenn man irgendwo im irschen Moor liegt, aber hier ist der Boden definitiv felsiger. Und jetzt geht das ganz schön auf mein Knie. Ja, wir waren so vermessen ohne Matten in Berlin zu starten, weil ich nur noch eine gefunden hatte und Douglas meinte, wie sollen wir die denn im Flieger mitnehmen. Tja, so blieb also diese Matte in Berlin und weder in Dublin noch in Donegal hatte ich welche auf die SChnelle gefunden. Douglas hält das eh für Firlefanz (irischer Boden ist weich 😉 ) und so ließ ich mich überreden, es ohne zu versuchen.
Da ich inzwischen fast nicht mehr gehen kann, das Knie schmerzt bei jeder Belastung, juchee, quartiere ich mich kurzentschlossen in einem der Mini-Zimmer ein. Da zwei noch frei sind und niemand ein Bett will, rechnet Mary mit mir später nur den Preis für eine Person darin ab.
Und nun kommen wir zum zweiten Problem. Ich hatte ja seit längerem keine eigene Cam mehr und meine Schwester hat mir ihre kleine Digitale geliehen. Ich bekam sie so etwa eine Stunde vor Ablug überreicht ohne Gebrauchsanleitung etc. Und diese verdammte Speicherkarte ist extrem klein und obwohl ich jeden Tag einige Bilder wieder runter geworfen habe, nähern wir uns langsam dem Ende ihres Fassungsvermögens. Deswegen mache ich die nächsten Tage viel weniger Fotos (als für mich normal ist) und ich bin im nachhinein immer noch etwas grantig darüber. Wer weiß, wann ich da wieder sein werde.

Trotz aller SChmerzen humpel ich mit Douglas an diesem Tag noch eine sehr schöne Strecke nach Malin Beg. Dort gibt es einen berühmten Sandstrand, the Silver Strand (Irish: An Tráigh Bhán). Da wir spät aufgebrochen sind und es doch eine ganz schöne Entfernung ist, kommen wir erst am späten Nachmittag dort an. Es ist ziemlich diesig, aber sehr ruhig und friedlich hier.

Auf halber Strecke zurück, streike ich, lasse meinen Sohn allein wandern und halte das Auto einer netten irischen Lady an, die mir lebhaft von ihrem Alltag als Empfangsdame in einem Hotel erzählt und mich fast direkt wieder vor der Haustüre absetzt. Aber gut, dass ich schon früher wieder zurück bin, Leo erzählt mir, dass am Abend ein bekannter fiddler in einem der beiden Pubs ist, der sei richtig gut.
Als D dann eintrudelt, sage ich, er solle gleich mitkommen, wir gingen direkt in den Pub. Das lässt er sich natürlich nicht zweimal sagen, speziell, als wir unseren Holländern begegnen, die uns erzählen, sie kämen gleich auch dort hin, der Mann solle sehr gut sein. Der Lehrer versteht wohl eine Menge von Musik und ist über diese Sache sehr aufgeregt.
nu ja, wir kommen an, der Pub ist halb voll und als wir überlegen, wo wir uns hinsetzen sollen, winkt uns ein freundlicher, kleiner, recht unauffälliger und typ irischer älterer Mann zu, hier wäre noch Platz. Wir bestellen Cider und Guiness und reden etwas mit ihm und dem jungen Mädchen an seiner Seite (offensichtlich seine Tochter) über Irland und irische Literatur. Dann wird es voller, der Wirt bringt den beiden etwas zu Trinken vom Haus und sie legen los. So saßen wir also vollkommen überraschend genau an dem kleinen Pubtisch, wo der fiddler aufspielt und seine Tochter mit einer sehr schönen Altstimme begleitet. Zwischendurch sagte er noch, dass seine Frau leider heute nicht dabei sein könne, er aber ja gut Unterstützung durch die Tochter habe. Sie ist ein wenig aufgeregt, macht ihre Sache aber wirklich sehr gut.

Inzwischen sind einige Leute aus dem hostel gekommen, die uns sehr neidisch angucken, als sie sehen, wo wir sitzen. Es ist wirklich eine geniale Stimmung, bis auf die wenigen Leute aus dem hostel sind keine Touristen dabei. Während der Pausen kommt mal der oder die an den Tisch, redet etwas mit den Musikern und auch uns. Z.b. ein Mann, der in Malin Beg wohnt und uns am Tag wohl gesehen hat. Er fragt, wo wir überall schon gewesen seien auf dieser Wanderung. Als wir von den Bluestacks erzählen, nickt er beifällig und auch, als wir von Port berichten. Sehr schön sei es da. Die Leute wären wohl Fischer gewesen, die z.b. auch an Restaurants und Hotels in der Gegend ihren Fang verkaufen würden. Und mit stürmischen Wetter und Klippen sollten wir ruhig vorsichtig sein. Letztens hätten in Malin junge Leute extrem nahe an der höchsten Klippe gezeltet und es sei Sturm angesagt gewesen. Er habe dann seinen Sohn hochgeschickt, um die Leute zu warnen. Die hätten aber nur gelacht. Nun ja, am nächsten Morgen nach einer ziemlich schlimmen Nacht, wären die Kleidungsstücke, die sie idiotischerweise am Zelt befestigt hätten weg gewesen und eines der Zelte hätte sich beim Abbau dann für einen Flug in Richtung Amerika entschieden. Der junge Mann, der es fangen wollte, hätte sich dann ein Bein gebrochen, weil er hinterher sprang, aber noch wirkliches Glück gehabt, dass es nicht sein Hals war. Zum Glück sei er nicht ganz nach unten gestürzt, das hätte noch niemand überlebt.
Er empfiehlt uns noch zur Slieve League (Irish: Sliabh Liag) zu fahren oder zu gehen, aber keinesfalls da bei schlechtem Wetter hochzugehen. Da wäre schon mancher umgekommen.
Nach einem Abend voller Eindrücken und voll mit Musik (und weniger mit Guiness oder cider 😉 ) gehen wir zum hostel zurück und unterhalten uns noch lange mit den anderen. Douglas und der Lehrer verabreden sich, vielleicht am nächsten oder übernächsten Tag zur Slieve League zu wandern und den One Man Path zu machen.
Aber für mich wird es dann doch endlich Zeit in meine Koje zu kriechen, während die anderen noch länger reden.

Am nächsten Morgen durchwandern wir die nähere Umgebung von Collumcille, gehen auch zu der recht großen Bucht mit Sandstrand, um einige Zeit dort zu faulenzen und durchs Wasser zu waten. Mittags fahren wir dann mit dem Bus nach Donegal Town, um shoppen zu gehen – vor allem den Buchladen suchen wir heim 😉
Als wir zurück kommen, unterhalten wir uns vor dem Haus sitzend länger mit Leo, der uns seine interessante Lebensgeschichte erzählt. Im Winter, wenn hier nichts los ist, fährt er in Dublin Taxi, was eigentlich sein Hauptberuf ist. Mutter Mary hat vor einigen Jahren das hostel von ihrem Bruder übernommen, zuvor aber Jahrzehntelang in Dublin gewohnt. Wir reden auch über die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung und kommen auf die Klippen von Slieve League (irisch: Sliabh Liag; übersetzt: Graue Berge) zu sprechen. Sie gehören mit ihren über 600 Metern Höhe zu den höchsten Klippen in Europa. Es gibt mehrere Wanderwege in dem Gebiet, z.B. von Teelin zur Slieve League und dann über die Klippen nach Malin Beg. Dieses letzte Stück – der One Man Pass – ist sehr steil, schmal und ausgesetzt. Es geht rechts und links von ihm sehr tief hinab, der Weg gilt als gefährlich und nur für Schwindelfreie geeignet. Vor allem bei Nebel oder Wind wird dringend abgeraten, ihn zu benutzen. Als ich bedauernd erwähne, dass ich beim Zustand meines Knies dort wohl kaum hinkomme, springt Leo plötzlich auf und geht ins hostel. Nach 10 Minuten kommt er grinsend wieder, er bringt noch ein junges holländisches Päarchen mit, dass am Morgen angekommen ist. Er habe Mary Bescheid gegeben, dass er jetzt mit uns vieren zur Slieve League fährt, irgendwo auf halber Strecke zwischen Teelin und den Klippen würde es einen Wanderparkplatz geben. Irgendwie passen wir alle in sein klappriges, altes Auto, obwohl er auf dem Rücksitz noch allerlei Kram verstaut hat und prescht mit uns los. Die junge Hölländerin gibt einen Laut des ERschreckens von sich, als er für ihrem Geschmack eine Kurve gar zu schnittig nimmt. Als ich was von typical und Dubliner taxi drivers erzähle, lacht er über den joke und erklärt ihr, hauptberuflich wäre er tatsächlich taxidriver und sie solle keine Angst haben.
Er erzählt uns lebhaft von der Gegend, weist immer wieder nach rechts und links und macht auf besondere Ausblicke aufmerksam. Nachdem wir den kleinen Ort Teelin erreicht haben, fahren wir über eine 8 km lange, schmale Straße am Carrigan Head vorbei zum 300 Meter hoch gelegenen Bunglass Point, von wo aus man einen Blick über die gesamten Klippen hat. Dort ist der Wanderparkplatz. Als wir auf dem ersten der beiden Plätze anhalten, atmet das Mädchen sichtlich erleichtert auf und Leo zwinkert mir belustigt zu. Vom Parkplatz aus kann man den Aufstieg zu den Klippen in Angriff nehmen. Wir haben nur noch etwa 10 Minuten zu Fuß bis zum Beginn des Teilstücks über die Klippen und wir gehen zu einem Aussichtspunkt, was ich gerade mal so eben schaffe.
Die Aussicht ist wirklich etwas ganz Besonderes. Es freut Leo offensichtlich, dass wir von dem Blick auf den Süßwassersee, von wo es noch mal tief hinunter geht und auf den Atlantik so hingerissen sind. Douglas entschließt sich bereits zu diesem Zeitpunkt den One Mann Pass am nächsten Tag unbedingt zu gehen, lässt aber noch nichts davon verlauten.

Wir bedanken uns bei Leo, weil er uns einen wirlich unvergesslichen Abschluss für diesen Tag geschenkt. Als ich ihn später frage, ob ich mich nicht bei den Benzinkosten beteiligen soll, es war ja doch eine ganz schöne Fahrerei, winkt er ab und meint, ich zeige gern Freunden diese wunderbare Landschaft, vor allem, wenn man ihnen anmerkt, dass sie das hier genauso lieben wie ich.
Beim Abendessen im dining room unterhalten wir uns mit den anderen über Wandermöglichkeiten hier vor Ort und Douglas und der Lehrer beschließen, zusammen am nächsten Morgen von Malin Beg aus über den One Man Pass nach Teelin zu gehen, um von dort mit dem Bus zurück zu fahren. Er hat wohl vor zwei Jahren mal die Strecke versucht, aber wegen aufkommendem Nebel abgebrochen.

Der nächste Morgen beginnt bewölkt und etwas düster, Mary meint aber, es würde wohl im Laufe des Tages aufklaren. Als Mr Teacher, der auch in einem Zelt nächtigt gegen 10.30 immer noch nicht zu sehen ist, ist Douglas zutiefst frustriert. Leo meint, er glaube kaum, dass der gehen würde, das Wetter sei dem bestimmt zu schlecht.
Weil D immer mürrischer wird, schlage ich ihm vor, wenigstens in Richtung Teelin zu gehen, die Strecke habe uns ja gestern vom Auto gut gefallen und es gibt abseits der Straße einen kleinen Weg, den man nehmen kann.
Wir kommen an schönen Ausblicken vorbei.


Nachdem wir eine Stunde gewandert sind, verkündet er plötzlich seinen Entschluss, dann eben mit mir oder allein den Pass zu machen. Ich solle aber – verflixt nochmal einen Zahn zulegen, sonst kämen wir nie nach Teelin.
äh, wie denn? Jeder Schritt schmerzt und ich beiße ganz schön die Zähne zusammen, um nicht laut zu jammern.
Als wir an eine Straße kommen, versuche ich das nächstbeste Auto anzuhalten, aber erst das dritte hält an. Witzigerweise sitzt ein junges deutsches Paar in ihm, die zum ersten Mal in Irland sind und sich wohl sehr mutig vorkommen, Anhalter mitzunehmen. Vermutlich sehen wir aber auch nicht gerade gefährlich aus…grins. Sie nehmen uns bis kurz vrn Teelin mit und hupen noch einmal winkend beim WEiterfahren.
Von T aus gibt es eine beschilderte und wohl auch wesentlich kürzere Route (als die wir gestern mit dem Auto genommen haben) zum Beginn des One Man’s Pass. Von der Rückseite der Klippen führt der Weg bis etwa auf 595 Meter Höhe.
Hier der Blick auf umgebendes Bergland und zu den Klippen hin. Die Slieve L liegt in Wolken.

Douglas versucht mich erst zu überezugen, dass ich mitgehe, aber das ist wirklich nicht im Rahmen des mir Möglichen. Dann gehe er eben allein. Zu dem Zeitpunkt ist er gerade 17, hat niemals allein so eine Wanderung gemacht und in dieser SChwierigkeit eigentlich überhaupt-noch nicht. Ich kann ja durchaus seine Faszination und den starken Drang verstehen, der ihn dazu treibt, das unbedingt machen zu wollen. Er ist ja noch nicht volljährig und das Geschrei wäre groß, wenn er bei diesem Unternehmen zu SChaden kommen würde. Er sieht schon ein, dass er meine Zustimmung braucht, als ich sage, ob er sich vorstellen könne, was mein Ex, also sein Vater für einen Aufruhr machen würde, wenn ihm dabei etwas passiert und er abstürzt. Nicht, dass er sich sonst in irgendeiner Weise kümmern würde, aber einen Todesfall würde er vermutlich doch zur Kenntnis nehmen. 😉 Douglas lacht plötzlich und meint, da er das dann ja nicht erleben würde, sei es ihm eher egal. Und ob ich denn eine ordentliche Versicherung hätte, wenn ich so auf einen Unfall spekulieren würde. Depp, der!
Mit einem dicken Knoten im Magen sehe ich ihn dann wenige Minuten später aufgeregt und fröhlich los ziehen. Er hat mir aber fest versprochen, dass er umkehrt, wenn auf dem Weg nach oben Nebel oder Starkwind aufkommen würde. Zur Zeit ist nämlich noch alles wettermäßig offen, es ist ziemlich windig und leicht diesig. Wie verabredet, warte ich zwei Stunden, ob er zurückkehrt, bevor ich den Bus nach Collumcille nehme.
Ich nehme mir ein Buch und versuche mich abzulenken, aber ausnahmsweise kann ich mich gar nicht auf den Inhalt konzentrieren. Erst Mary und dann Leo setzen sich zu mir auf die Bank und fragen, ob der Junge allein los ist. Mary tätschelt mir den Arm und meint aufmunternd, der sei doch ein geschickter und schlauer Bursche, der wisse bestimmt, was er mache. Sie würde aber nie einen solchen Weg gehen, sagt sie plötzlich erschreckt, da würde öfter mal was passiren. Ahja, klasse. Aber sie mache erstmal einen Tee für uns, Tee helfe imemr. 😉 Als sie in ihre Küche entschwindet, erzählt Leo mir, dass Douglas ihn morgens befragt habe, wie er die Wetteraussichten sehe und den Pfad generell. Er habe also offensichtlich vorgehabt, mich zu überreden, ihn gehen zu lassen.
Und lacht dann. na, nochmal Klasse.
Ich solle mir keine Sorgen machen, die Strecke wäre schon enorm weit, erstmal von Teelin hoch, dann den Pass und path nach Malin Beg und von dort noch einmal nach Glencolmcille. Er habe ihm aber gesagt, er solle versuchen von Malin Beg aus zu hitchhiken, damit er nicht erst wieder in der Nacht hier aufschlagen würde.
Dann kommt der Tee und wir sitzen noch eine Weile beisammen.
Nevös gehe ich noch etwas spazieren, irgendwie muss ich die Zeit ja herum bekommen, ich mache noch einige Fotos


hier der Blick zum alten Turm in Richtung Küste, dahinter liegt irgendwo Port.

und fange mit den letzten zwei Fotos, die noch auf die Speicherplatte passen einen Sonnenuntergang ein.

Als ich wieder beim hostel bin, kommt er gerade müde, aber strahlend. Er muss wirklich eine extrem schöne Wanderung hinter sich haben. An ein, zwei Stellen war es ihm doch mulmig, zwischendurch hat es auch leicht geregnet. Es ging teilweise so steil in Richtung Atlantik hin ab, dass er an einem Stück zurückgehen musste, weil ihm jemand entgegenkam und man nicht aneinander vorbei gekommen wäre.
Lustigerweise traf er nur zwei Leute unterwegs und ausgerechnet an dieser Stelle. Kurz darauf habe er bei einem kleinen Vorsprung eine längere Pause gemacht und Wale auf dem offenen Meer beobachten können. Von Malin aus hebe er versucht zu trampen und auch kurz hinter der Ortsgrenze einen Lift bekommen

Zur Feier des Tages und weil heute unser letzter Abend hier in Glencollumcille anbricht, gehen wir nochmals in den Pub, schließlich gibt es ja etwas zu feiern.
Dort treffen wir auch auf die Holländer, der Lehrer ist sehr erstaunt, dass Douglas den Pass gegangen ist, er habe gedacht, das Wetter sei viel zu schlecht. Man sieht ihm an, wie sehr er sich ärgert, zum zweiten Mal den One Man’s Pass versäumt zu haben. Als er von den Walen hört, geht er sauer zum hostel zurück, was Leo, de runs nachgekommen ist, mit einem Lachen quittiert. Gemeinsam trinken wir noch einen pint, den douglas ausgibt.
am nächsten Mittag bringt Leo uns mit dem Gepäck zum Bus, der etwa eine halbe Stunde zu fuß vom hostel entfernt abfährt.
Nun geht es mit mächtigen SChritten auf das Ende unserer Zeit in Donegal zu, von Donegal T nehmen wir am nächsten Morgen den Bus nach Dublin, wo am Abend der Flieger nach Berlin startet.

 


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