[b]Kinsale – hin und wieder fort[/b]
Als ich gerade überlege, ob ich trampen soll, hält neben mir ein kleines Auto. Ein sympathisch ausschauendes älteres Ehepaar fragt mich, wohin ich denn wolle. Als ich Kinsale sage, lacht der Mann, eigentlich würden sie ja morgen dorthin fahren wollen, hm. Die Frau redet lebhaft auf ihn ein, irgendwie kommt mir die Färbung ihres English seltsam vor. Während ich interessiert versuche mich in ihren Slang einzuhören, kommen sie zu einer Entscheidung. Sie fahren bereits heute nach Kinsale und nehmen mich mit. So bekomme ich einen Lift, der diesmal wesentlich erfreulicher ist. Sie kommen aus Australien, um genauer zu sein aus Perth und verbringen die ersten Monate nach dem Rentenbeginn damit durch Irland zu fahren. Als sie hören, dass ich aus Deutschland komme, sind sie ganz begeistert, weil seine Großmutter aus dem Schwarzwald gekommen sei. Der Black Forrest genießt in der gesamten english sprachigen Welt eine für mich fast erstaunliche Wertschätzung, immer wieder werde ich nach diesem Teil Deutschlands gefragt. Sie sind die ersten Australier, die ich persönlich kennen lerne und ich bin recht erstaunt, dass sie mich durchaus zu verstehen scheinen. Als ich von dem dicken Mann erzähle und seiner Empfehlung, ich solle mir doch schleunigst ein besseres English anlernen, lachen sie. “Honey, you are doing very well, in 3 weeks nobody knows, that ya from Germany.” Na, das wage ich aber zu bezweifeln. Von 2-5 hatte ich alles mal auf meinen Zeugnissen im Fach Englisch. Dann erreichen wir Kinsale, bedauernd trennen wir uns, ich glaube ihr Bedauern ist wirklich echt – so wie meines – aber Reisende haben zu reisen. “travellers have to travel and you will be a good one, dear” Mit einem Lächeln trennen wir uns.
Von der Ortsmitte Kinsales habe ich noch ein paar Meilen zu laufen, gemäß meinem Reiseführer liegt sie in Richtung James Fort, man müsse an einem bekannten Pub vorbei “The Spaniard” und immer weiter gehen und wäre dann da. Unterwegs komme ich noch an einem shop vorbei und decke mich mit ein paar Lebensmitteln ein: bread, cheddar, apples and tea bags. Wie ich im gelesen habe, kann man in irischen Juhes selber kochen. Wobei als Kochen mir schon Wasser kochen mehr als ausreichend erscheint. 😉 Bloß nicht so viel Aufwand betreiben! In dieser Beziehung habe ich mich nicht wirklich verändert, das halte ich auf Reisen noch ganz genauso.
an der Herberge angekommen, beschließe ich mich sofort ins Bett zu negeben, es ist später Nachmittag, fast Abend und ich bin überaus müde. Der warden sagt mir mein Zimmer an und ich gehe hoch und will meinen Leinenschlafsack heraus holen, der ja speziell für Juhes ist. Und? Nix da, der ist auf der Reise nach Duisburg in meiner ungeliebten schwarzen Tasche. Puh, was nun? Und ich entscheide: nichts nun, ich dusche schnell und lege mich dann einfach so unter die kratzige Decke. Das ist ein Problem für morgen!
Meine lockeren Reisepläne sehen vor, dass ich hier in der JH zwei Nächte bleibe, damit ich mir viel von der als malerisch beschriebenen Umgebung anschauen kann. Vor allem interessieren mich die zwei Forts und die Küste generell.
Nach einem wirklich erholsamen Nachtschlaf gehe ich frohgemut mit meinen paar Essenssachen in die Küche. Es ist ein sehr großer Raum, an der einen Wand stehen auf einer großen Arbeitsfläche viele kleine Gaskocher, die man zum Zubereiten der Mahlzeit benuten kann. Daneben sind noch zwei Spülbecken. In einer Ecke an der gegenüber liegenden Wand steht ein großer Kühlschrank, wo man zu kühlende Sachen hineinpacken kann und mehrere Schränke mit Geschirr. Dazwischen und am Fenster stehen lange Tische mit Stühlen. Es wuseln bereits einige Leute an den Kochern hin&her oder sitzen an den Tischen und essen. Ich hole mir erstmal Geschirr aus dem Schrank, Tasse, Teller und Besteck und setze mir in einem kleinen Topf Wasser für meinen Tee auf. Dann suche ich mir einen Platz am Fenster, an dem Tisch sitzen bereits zwei Mädel, die wohl etwa in meinem Alter sind.
Sie kommen aus Dublin und wollen das county Kerry bereisen und fragen auch nach meinem woher & wohin. Nach und nach kommen immer mehr junge Leute herein und auch unser Tisch wird voller. ZB sind zwei sehr junge Mädchen aus Deutschland dabei, die jüngere ist gerade 16 und ihre FReundin 18. Die jüngere ist recht munter und quatscht alle voll, abwechselnd auf Deutsch und English und schnorrt dabei ein bisserl bei allen. Mal hier die Wurst (die sieht ja lecker aus) und dort den Käse (meinen, jjjam, kann ich eine SCheibe haben, da krieg ich echt Hunger drauf.) Gebe ich gern und auch zwei Teebeutel gebe ich ab 😉 Sie sind wohl schon seit 2 Monaten hier unterwegs und das Geld ist sehr knapp. Gut 10 Leute passen um den Tisch, eine Mischung von Iren, Deutschen und Holländern sitzt hier zusammen. Als H (den ich so nenne, weil er aus Hamburg kommt) beginnt sich ein oppulentes Frühstück zu machen mit Schinken& Eiern, sieht man förmlich wie unser kleinen Schnorrerin das Wasser im Mund zusammen läuft. Als sie ihn fragend anguckt, zieht er die Augenbrauen hoch und sagt knapp “Nein!”
Dafür gebe ich ihr noch eine Scheibe Käse und Brot ab, hm Brot muss ich mir auch bald wieder kaufen.
Ich spüle mein bisschen Geschirr ab und gehe zur Anmeldung. Beim Vorbeigehen heute morgen habe ich da gesehen, dass es irgendeine Art von Einmalschlafsäcken geben soll. Eine Frau sitzt nun dort und ich frage sie, was sie kosten und ob sie für die Jugendherberge reichen. Den Preis hab ich vergessen, es war jedenfalls nicht sehr viel. Der hellgrüne Sack ist aus eine Art dünnem Papierflies und sieht relativ stabil aus. Ja, sie sind ja extra für Juhes gemacht, weil man keinen Draußenschlafsack verwenden darf und viele Wanderer keinen Leinensack haben, erklärt sie mir und ich erwerbe den Sack, der viel leichter ist als derjenige, den ich zurück geschickt habe. problem solved – next problem please.
Ich bringe alles hoch und lege es auf mein Bett, hänge mir die Kamera um, jetzt will ich mir erstmal die Forts ansehen. Seltsamerweise wandere ich nicht zum näher gelegenen und sehr bekannten und gut erhaltenem Charles Fort, sondern Richtung Kinsale, dort muss ich hindurch und dann immer an der Küste lang auf eine Halbinsel, auf welcher das James Fort liegt. Genau dort will ich hin. Es ist um etliches älter, halb zerfallen und soll eine schöne Aussicht bieten.
Ich wandere also über die wirklich schöne Küstenstraße nach Kinsale, vorbei auch an diesem Pub, nicht ahnend, dass ich am abend hier in der Abendsonne sitzen werde.
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Am Yachthafen treffe ich auf H, der mit Kamera und Rucksack bewaffnet ebenfalls zum James Fort will. Ob es mich störe, wenn er sich mir anschließen würde? Nö, warum sollte es auch.
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Während er recht viel erzählt, bin ich schweigsam, nicht, weil ich ihn aufgrund des Intermezzos heute morgen ablehnen würde, aber irgendwie bin ich mit meinen Gedanken weit fort.
Weil ich so schweigsam bin, spricht er mich auf das Frühstück an. Er hasse Schnorrer, egal wo und welchen Alters. Achso.
Auf seinen Vorschlag hin, trampen wir das letzte noch reichliche Stück, sodass wir lediglich eine kurze Strecke zum Fort haben.
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Ich schlage vor, dass wir jeder für uns das Fort angucken, weil wir ja vermutlich doch unterschiedliche Geschwindigkeiten hätten und ich die schlechte Angewohnheit, überall stundenlang stehen zu bleiben, um mir die Dinge anzuschauen. ok, das geht in Ordnung für ihn und ich stromere für mich über das Gelände.
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Zweimal treffen wir uns, er fotografiert unwahrscheinlich viel und ich frage ihn, ob er mit meiner Cam einige Fotos von mir machen würde, was er dann tut, wobei er sich wundert, dass ich nicht einmal einen Belichtungsmesser habe. 😎
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H geht nochmal übers Gelände, während ich einfach dort sitzen bleibe, wo ich bin. Als er zurückkommt, fragt er ungeduldig, ob wir nicht nun zusammen wieder nach Kinsale trampen sollen, er habe Hunger und wolle essen gehen.
Nun ich nicht, Essen gehen ist wirklich nicht in meinem Etat vorgesehen. So trennen wir uns an der Straße, die von der Halbinsel wieder runter führt. Ich laufe an der schönen Kaistraße entlang, während er versucht einen Lift zu bekommen.
Auf dem Weg von Kinsale nach Summer Cove kaufe ich wieder in dem kleinen shop ein. Ein paar Kekse, scones und Käse. Brot wird bis morgen abend schon reichen, denke ich mir.
Es ist recht später Nachmittag als ich wieder an der JH bin, ich dusche mich erstmal, weil ich total verschwitzt bin und entscheide dann, doch nicht noch zum Charles Fort zu gehen. Das soll viel größer und wesentlich touristischer sein und darauf habe ich nach dem eher besinnlichen James Fort keinerlei Lust.
Beim Abendbrot treffe ich wieder die Dubliner Mädchen, auch die deutschen Mädels sind wieder dabei. Die eine konnte heute endlich das erwartete Geld abholen und hat Kuchen gekauft für alle, die so lieb waren und ihr mit Essen ausgeholfen haben. Kuchen mit Tee rundet also das Abendessen ab.
Während wir dort sitzen und uns unterhalten, kommt H (er bekommt natürlich nichts angeboten 😉 ) und fragt mich, ob ich nicht mit zum Pub wolle, es gingen eingie dorthin. na klar, gern, warum nicht. Die vier Mädchen kommen ebenfalls mit, was ihm sichtlich nicht gefällt. Das ist aber nicht mein Problem.
Da es im Pub total voll ist, holen wir uns nur Getränke und stellen und setzen wir uns entweder auf die Bank bzw dem Mäuerchen des kleinen Vorplatzes auf der anderen Straßenseite.
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hier trinke ich mein allererstes Guiness. Zwei junge Männer kommen aus dem Pub, einer mit Gitarre und setzt sich zu uns. Wir sehen dem Sonnenuntergang zu und unsere Gespräche werden von leisem Gitarrespielen untermalt. Dieser unbekannte Geschmack des Guiness und die Geräuschkulusse aus Gesprächen und Gitarremusik sind mir noch überaus deutlich in Erinnerung.
[b]Travellers have to travel[/b]
Nachdem ich mit zwei Guiness die nötige Bettschwere erarbeitet 😉 habe, was notwendig ist, weil in meinem Kopf so viele Gedanken herum spazieren, erwache ich am nächsten Morgen erfrischt auf, springe kurz unter die Dusche, packe meinen Rucksack und gehe frühstücken. Die meisten schlafen wohl noch, es herrscht jedenfalls fast gespenstische Ruhe in der Küche, was mir aber ganz recht ist. Gestern hat mir jemand einen Floh ins Ohr gesetzt: Cape Clear Island,
Da will ich hin, wenn es sich irgendwie ausgeht, die Fähre soll von Baltimore aus übersetzen, bis dahin müsste ich es doch eigentlich schaffen heute.
Cape Clear Island soll noch eine der ursprünglichsten Inseln Irlands sein mit überwiegend gälisch sprechender Bevölkerung. Und – ganz wichtig – es gibt eine Jugendherberge dort. Ich weiß gar nicht mehr, wer zuerst von der Insel gesprochen hat, die Entscheidung ist jedenfalls sehr schnell für mich gefallen. CCI wird mein nächstes Ziel! Ich frage den warden, welche Arbeiten ich erledigen kann, bevor ich mich auf den trip mache. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber damals war es üblich, dass jeder, der in einer JH übernachtet, einen Teil der Reinigungsarbeiten macht. Er fragt mich, wohin ich denn will. Als ich Cape Clear! antworte, lacht er: “good decision. Moove on girl”. Heute hat er keine Arbeit für mich, aber vielleicht das nächste Mal, wenn ich mal wieder da bin. Klasse, ich spüle schnell meine Frühstückssachen und mache mich auf den Weg. Bis nach Kinsale laufe ich hinein und auch wieder etwas aus dem Ort hinaus. Dann stelle ich mich an die Straße und erhalte schnell einen lift in Richtung Timoleague, es braucht aber trotzdem 2 Lifts noch, um dorthin zu gelangen. In T muss ich lange auf den nächsten Lift warten, aber der Ort ist schön und ich schaue ein wenig umher.
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und von dort nach Skibbereen. Ich bin besser voran gekommen als erwartet, irgendwann am Nachmittag soll die Fähre nach Cape Clear starten, vielleicht schaffe ich es ja noch rechtzeitig nach Baltimore. An die Leute, die mich da mitnahmen, kann ich mich nicht mehr erinnern, manchmal sind da einfach schwarze Löcher in meiner Erinnerung. Ist ja kein Wunder, wenn man die verflossene Zeit bedenkt.
Kurz hinter der Stadtgrenze von Skibbereen hält ein eleganter großer Wagen, eine schwarze Limousine, in welchem eine Dame und ein kleiner Junge von etwa 5-6 Jahren sitzen. Anders als Dame kann ich sie nicht bezeichnen, alles was ich da sehe ist eindeutig upper class. Die Ausstattung des Autos, ihre beider Kleidung, vornehm wäre da noch viel zu gering gesagt. Sie winkt mir, hinten ins Auto zu dem Jungen zu steigen, den Rucksack (er ist ja klein) packe ich zwischen uns beide. “Hi, I am Dave, who are you” “my name ist Kathi, I am from Germany”
Er mustert mich erst ausdruckslos und dann plappert er los und fragt. Ob ich da alles drinnen hätte, was ich so unterwegs brauche und wieso ich nicht mit dem Taxi fahre. Und? Und? Ich beantworte seine FRagen, so weit ich kann, während mich die Dame amüsiert im Rückspiegel betrachtet.
Irgendwie missfällt es ihm wohl, dass ich alle seine FRagen so schnell beantworte, auch wenn ich ein komisches english spreche, wie er mürrisch anmerkt.
Und fragt mich eine seiner Auffassung nach wohl extrem schwierige Frage. “Do you have a tv in your backpack?” Ich verkneife das Gelächter und antworte ernsthaft: “No, I dont own a tv, so I have none with me”. “NO TV??? MUmmy, the lady has no tv!” Ich kann nicht mehr an mich halten und pruste los. Seine Mutter fällt in das Lachen ein, dann kichert auch er los.
Vergnügt fahren wir in Baltimore ein, sie bringen mich noch zum Fähranleger, Dave winkt wie ein Wilder, bis das auto um die Ecke biegt.
Nun bin ich also da. Gut!
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Wie ich an der timetable sehe, habe ich noch gute 2 Stunden Zeit, bis das Schiff übersetzt, also gehe Äpfel & Milch einkaufen und mache dann ein gemütliches Picknick auf der Mauer beim Hafen. Dabei beobachte ich das eher beschauliche Leben um den kleinen Pier. Das Schiff nach CI läuft ein, es ist recht klein. Es ist eine Personenfähre, auf der auch vielerlei Waren befördert werden.
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Ich habe gerade mein Essen beendet, als ein Auto kommt und neben allerlei Säcken jemanden auslädt. Ich staune nicht schlecht, als sich plötzlich H zu mir gesellt, er habe sich schon gedacht, dass ich auch nach CI wolle. öh ja.
Ich springe auf, denn nun können wir zum Schiff. Erst werden all die Waren eingeladen, dann können wir über eine schmale Rampe an Bord. Der Junge, der dem Schiffer hilft, verkauft uns Tickets und langsam manövriert das Schiff aus dem Hafen. Als wir den Schutz der Küste von Baltimore und der vorgelagerten Insel Sherkin Island verlassen, frischt es enorm auf. H geht in die kleine Kabine, weil es doch recht feucht wird, aber ich genieße jeden Augenblick an Deck. Es gibt wenig, was ich mehr liebe als an Deck eines Bootes irgendwohin unterwegs zu sein. Die Schiffsfahrt dauert irgendwas um 1 1/2 Stunden, heute geht es wohl um einiges schneller. aber mir kann eine solche Überfahrt eh nie lang genug sein.
Und dann sehe ich CI vor mir.
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Wir landen an, steigen aus und ich sehe mich in aller Ruhe erst einmal um. Es warten schon einige Leute am Pier, die auf Waren warten oder mit dem Schiff ans Festland fahren wollen. Es gibt Begrüßungen, Säcke mit Waren werden ausgeladen, Ziegelsteine auf Paletten verschnürt, es ist wirklich beeindruckend, was dieses SChiff alles transportiert hat. Immerhin ist es die einzige Verbindung zum Festland. Vor allem im Winter ist bei Sturm die Überfahrt nicht möglich und die Leute sind darauf angewiesen, dass sie genügend Vorräte haben.
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[b]und ich fand eine Insel[/b]
Es ist seltsam, hier habe ich Probleme weiter zu schreiben, aber weniger, weil mir die Erinnerungen fehlen, nein, weil es gar so viele sind. Und auch (zu?) viele Emotionen daran geknüpft sind.
Einige habe ich vor einiger Zeit in einem kurzen Bericht niedergeschrieben, siehe
[B]link kommt noch[/B]
Aber zurück zum Jahr 1976
Ich steige aus und weiß, dass dies ein Ort ist, der jederzeit und für immer auf meiner inneren Landkarte verzeichnet sein wird. Ich gehe los und bemerke nicht einmal, ob H noch anwesend ist. Er folgt mir überaus erstaunt (wie er später erzählt), als ich erst an jede mögliche Stelle des kleinen Hafens, den darüber trohnenden Friedhof mit seiner zerfallenen Kirche wandere, mich auf ein Mäuerchen setze um hinaus zu schauen, wo die Wellen des Meeres in die Einfahrt strömen. Er kommt erst wieder in meine Gegenwart, als er mich fragt, ob ich nicht langsam zu JH gehen wolle.
Die Jugendherberge? Ach so. Ja natürlich. aber ja, es ist später Nachmittag und ich muss zur Jugendherherge am South Harbour und um ein Bett für die Nacht bitten. Die Fähren landen am North Harbour, aber die Entfernung ist nicht sehr groß, auch wenn es jetzt erstmal ein Stück bergauf geht. Mit Riesenschritten eilt H voran, während ich ihm wesentlich langsamer folge. Diese Insel muss man in ihrer eigenen Geschwindigkeit erwandern und nicht sie erstürmen. Die JH ist nicht sehr groß und es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Betten. Aber wir haben Glück und können sogar für zwei Nächte ein Bett ergattern. Normalerweise kann man nur 3 mal in der selben JH nächtigen, danach muss man wieder fort, um anderen den Aufenthalt zu ermöglichen. Für eine mögliche dritte Nacht sind leider die Plätze schon vorbestellt.
aber gut, ich befürchte eh schon, dass wenn ich nicht rechtzeitig flüchte, ich die Insel nicht mehr verlassen kann.
Ich packe meinen Rucksack aufs Zimmer und gehe zum warden, ob es hier einen shop gibt, wo man vielleicht noch etwas kaufen kann. Ja, sowas gibt es, es ist aber eine sehr kleine Verkaufsstelle im North Harbour, am Haus Nr (die Nummer hab ich natürlich vergessen) ist an einem Fenster an der Straße ein Schild SHOP, da soll ich einfach klopfen. Die Uhrzeit sei egal, solange es nicht mitten in der Nacht sei.
H, der das Gespräch mitbekommen hat, sagt, dass er mich begleiten möchte, weil er erstens selber was braucht und zweitens, wer weiß, wo ich sonst noch landen würde. Völlig irritiert sehe ich ihn an, worauf er spöttisch bemerkt, ich sei ja wohl irgendwie völlig desorientiert gewesen, als wir gelandet seien. Ach so, ich blicke gen Himmel und gehe einfach los.
Langsam nervt mich der Typ, er ist ja einerseits nett, aber ich passe nicht in sein Weltbild und er nimmt mir irgendwie den Platz zum Atmen.
Aber ok, wir gehen dann gemeinsam und fast miteinander versöhnt zum North Harbour und er läuft zwar vorbei 😉 aber ich finde das eine beschriebene Fenster, ich bin gut darin, das nebensächliche zu sehen 😉
Ich klopfe und nach einigen Minuten wird das Fenster geöffnet. “whot ya wan” – nuschelt uns jemand zu.
“ok, you have cheese?” ok, irgendwas wird rübergereicht, sieht aus wie SChmelzkäse, aber is ok. “Bread?” yup, wird rübergereicht. ok, das reicht für mich. Ich zahle.
H verlangt noch dies und jenes, dies haben sie, jenes nicht. Ich kann an der Stimme nicht das Geschlecht der Verkaufsperson erkennen und amüsiere mich köstlich darüber. H scheint peinlich beührt. Warum eigentlich?
Beschwingt gehe ich zurück und ernte seltsamerweise die Frage, warum ich so renne? Ich?? rennen? neverever. Und wenn doch, mir is gerade so.
Ein Pärchen (schreibt man Pärchen jetzt mit zwei ää??) im Aufenthaltsraum – hier erinnere ich mich nicht an die Küche *g* erringt meine Aufmerksamkeit. Die Frau – schätzungsweise Anfang 40, der Mann oder besser Junge vielleicht knapp 20. Offensichtlich ein Liebespaar. Diese Konstellation finde ich spannend, H scheint wiederum peinlich berührt. Ich unterhalte mich lange und lebhaft mit den Zweien.
Tatsächlich ehemalige Lehrerin (die deswegen den Job verloren hat) und ehemaliger Schüler, der lt eigener Aussage viele Probleme hatte, aber nun “safe” ist. Was immer safe sein mag. Aber ganz eindeutig die postive Zueinandergewendetheit der Beiden. Wenn es beiden gut tut, was spricht dagegen, frage ich später H, der noch mit mir eine Runde um den Block machen möchte. Ich entspreche dem, weil ich ja nett bin, wobei mich später frage, warum eigentlich?
Er findet das unmoralisch. Würde er eine Konstellation – Lehrer Anfang 40, Schülerin etwa 20 gleichfalls unmoralisch finden? Auf diese Frage antwortet er nicht.
Ich gehe ins Bett, nachdem ich mich mit den Beiden zum Frühstücken verabredet habe.
Der nächste Morgen – ein sonniger – wir sitzen am Tisch und reden. das Paar und ich – haben uns quasi festgeredet. Sie werden diese Nacht nicht in der JH verbringen, die dritte Nacht ist vorbei, sie werden irgendwo draußen schlafen – vermutlich am Süßwassersee – die Nacht darauf haben sie schon im hostel gebucht. Die Insel hat sie gepackt. Was ich sehr gut verstehen kann. ok, vielleicht sieht man sich. Am Abend soll im Pub ein craic sein.
[b]cu![/b]
Als ich gerade loawandern will, erscheint H. Er habe schon gefrühstückt und würde gern mit mir die Insel anschauen. Mit mir? Ernsthaft frage ich ihn, warum nur? Ich sei so nett. Und lebendig.
hm – ganz viele Fragezeichen tun sich in mir auf. Aber ne, ich kann ihm nicht sagen, dass er mich auf eine mir nicht näher bestimmbare Art nervt.
Aber egal, all das kann mich nicht in meiner guten Laune behindern.
Lets move