The leaving –
[b]The leaving -[/b]
Am nächsten Morgen bekomme ich vom warden die Aufgabe, die Küche zu putzen, was ich nach dem FRühstück dann auch schnell mache, bevor ich mich von den anderen verabschiede, meinen Rucksack schultere und langsam zum NorthHarbour gehe.
Das Schiff wird mich heute wieder zum Festland bringen. Meine Stimmung ist eine ganz seltsame, einerseits kann ich nicht schnell genug fortkommen, andererseits habe ich bereits jetzt Sehnsucht nach der Insel. Nach meiner Insel, das wird mir klar, als ich auf dem Bänkchen vor dem Friedhof sitze.
Mit Riesenschritten kommt H angeeilt, wieso ich denn fortgelaufen wäre. Wir nähmen doch eh die gleiche Fähre.
Ich antworte darauf nicht. Was könnte ich schon sagen, außer dass ich mich allein von Cape Clear verabschieden will.
Da er mich fragend und auch leicht verletzt anschaut, versuche ich es zu erklären.
“Du verabschiedest dich von einer Insel?” Er guckt erst fassungslos, dann verdreht er die Augen. Am liebsten würde ich ihn irgendwo in der Bucht versenken, aber das wäre echt zu viel Aufwand.
“Du gestattest, ich gehe noch ein paar Schritte allein…” Ich springe auf, würdige ihn keines Blickes und gehe schnellen Schrittes das Hafenbecken entlang bis zum äußersten Zipfel und sehe den kreischenden und wilde Flugmanöver ausführenden Möwen zu. Der Wind weht mit Macht und ich stelle mir vor, dass er zum Sturm wird und ich hier bleiben kann, so lange ich es will.
Doch da sehe ich das Schiff herannahen, bald schon muss ich fort. Als es an mir vorüberfährt, drehe ich mich um und beobachte, wie es anlegt. Inzwischen sind eine Menge Leute gekommen, etwas über 20 werden es wohl sein, auch einige von der JH sind dabei. Widerwillig gehe ich zum Anlegesteg und fast als letzte über die wacklige Holzplanke an Bord.
Als wir die Bucht verlassen, brist es sehr auf und ich bin nahezu allein auf dem Vorschiff. Nur zwei ältere Männer stehen dort und schauen zurück zur Insel. Als es zu regnen beginnt, gehen sie hinein, der eine stoppt bei mir: “saw you at the Craic, girl. Dont be sad, you will come back”
Und ich stehe dort im Regen und bin glücklich.
Als mir doch langsam die Nässe bewusst wird, ziehe ich meine Regenjacke über. Eigentlich bringt das nix mehr, aber es ist mir so egal. Wer nass wird, wird auch wieder trocken.
Ich steige bewusst unter den letzten aus und ja, richtig spekuliert, H eilt die Straße hoch, damit er den ersten guten Lift bekommt. Ich lasse mir Zeit, schaue mir das Städtchen genauer an und stelle mich, inzwischen fast wieder getrocknet an die Straße. Weiter in Richtung Süden will ich, mal schauen, wohin es mich heute verschlägt. Ich habe drei, vier Lifts, an die ich mich aber nur noch vage erinnere, der letzte bringt mich dann nach Bantry. Über Bantry steht sehr viel in meinem Reiseführer, aber das ist mir eigentlich alles zu viel und ich beschließe so bald als möglich weiter zu trampen.
[url=https://www.flickr.com/photos/sternenstaubige/7980043103/][img]https://farm9.staticflickr.com/8300/7980043103_5b423251ce_z.jpg[/img][/url]
Ich wandere an der schönen Baistraße aus Bantry hinaus, vielleicht gehe ich ja einfach so weiter. Da das hier eine Nationalstraße ist, ist es etwas lauter und befahrener und ich überlege, ob ich mich einfach so nach links halte und nicht der großen Straße nach Glengarrif, Kenmare folge. Da hält neben mir ein Auto an, welches sehr neu aussieht. Und der Typ, etwa Anfang 40 quatscht mich auf Deutsch an. Jaja, man sähe, dass ich Deutsche sei, wer läuft hier sonst schon als Mädel mit einem Rucksack herum. Haha. Ob er mich ein Stück mitnehmen solle. Nuja, warum nicht. Ich steige ein. Er komme gerade vom Golfplatz, fahre nun nach Glengarrif ins Restaurant und dann führe er zurück zu einem kleinen Kaff, wo er sich ein Bungalow gemietet hätte. Mit dem Mietwagen sei er nach dem Flug von Dublin hierhin gefahren. Das nächste Mal würde er sich aber etwas suchen, wo mehr los sei. Und bei allem erzählt er , was er wofür bezahlt hat und das zwar alles spottbillig ist, aber für mehr Geld bekäme man vermutlich eine bessere Leistung. Nachdem er mich einige Zeit zugetextet hat, fragt er, woher denn ich komme. Ich erzähle ihm ein bisserl von mir. Das ist sozusagen die Gegenleistung fürs Mitnhmen, den Fahrer zu unterhalten. Das ist immer so, stört mich nicht, im Gegenteil, aber der Typ is mir doch ein wenig suspekt. Was interessiert es mich, was er für seine Hütte bezahlt hat und dass der Bankstreik ihm überhaupt nichts ausmache, weil er mehr als genug Geld dabei habe. Achja, der Bankstreik solle in zwei Tagen enden.
Ob ich denn noch genug Geld habe. Öh ja, es reicht. Und ich begehe den Fehler zu antworten, dass ich tatsächlich noch 10 Pfund hätte und das bis Killarney doch dicke reichen würde. Inzwischen sind wir in Glengarrif angekommen, stehen vor dem Hotel, wo er essen will. Er redet auf mich ein, dies wäre doch viel zu wenig, das ginge doch gar nicht. Er lade mich zum Essen ein, ich könne bei ihm übernachten und bleiben, bis der Bankstreik vorbei sei. Ob das nicht ein gutes Angebot wäre? Und streicht mir dabei leicht übers Bein. Ob er meint, das wirke anturnend?
“Mist” denke ich genervt, wie komme ich da nun wieder heraus. Ich steige aus, nehme meinen Rucksack vom Rücksitz und bedanke mich, dies wäre ja wirklich ein sehrsehr nettes Angebot, aber ich hätte noch mehr als genug Käse&Brot&Tee und die JH koste nun wirklich nicht die Welt. Außerdem würde ich aus Prinzip nicht mit unbekannten Männern irgendwohin gehen… *Zwinker, Augenaufschlag*
Und weg. Richtig böse schaut er hinter mir her, aber das is mir nun wirklich egal. Wie blöd können Kerle nur sein? Mindestens 30 kg Übergewicht, viel zu alt, kann seine Griffel nicht bei sich behalten und das soll jetzt auf wen anziehend wirken?
nuja – egal, ich gönne mir ein Eis am kleinen Lebensmittelladen und wandere vergnügt ans Ortsausgangsschild. Es ist irgendwas am späten Nachmittag, ob ich es noch nach Bonane schaffe, wo eine JH liegt?
Ich wandere immer wieder ein bisschen durch die hügelige Landschaft, bleibe dann mal wieder stehen, gehe weiter. Immer dann, wenn ich grad gehe, kommen Autos vorbei. Dann an einer Straßeneinmündung habe ich keine Lust mehr und warte etwas länger. Das dritte Auto stoppt, ein Ehepaar mit 3 Kindern stopft mich irgendwie noch ins Auto und fährt mich direkt bis zur JH. Ich bedanke mich und winke hinterher. Es ist nahezu Abendbrotzeit, der warden weist mir ein Bett zu, erklärt aber bedauernd, dass die Wasserleitung seit ein paar Tagen defekt sei. Aber man hole das Wasser immer aus den Fluss. Gleich geht er mit einigen Leuten los, um wieder welches zu holen, wenn ich mitwolle, solle ich mich beeilen.
Klar doch, ich werfe meinen Rucksack aufs Bett, nehme meine Wasserflasche und eile zurück. Inzwischen stehen etwa 10 Leute parat mit allerlei Gefäßen bewaffnet, auch ich bekomme noch eine große Henkelkanne.
Der Weg dauert etwa 15 Minuten über einen schmalen Weg und Wiesen. Wir stehen am Fluss, der eher ein Flüsschen ist und versuchen auf Steinen balancierend unsere diversen Gefäße zu befüllen. Zwei Jungen fallen dabei ins Wasser, mit viel Gelächter helfen wir ihnen wieder heraus. Bei der Rettungsaktion sind wir alle auf seltsame Art und Weise nass geworden, da es aber immer noch sehr heiß ist, stört das niemanden.
Also los, alles zurück geschleppt, wobei wir mehrmals stehen bleiben, es ist doch ungewohnt eine große Kanne oder mit jemand anderem eine riesige Blechwanne zu tragen.Wir tragen das alles in die Küche, damit sich jeder nehmen kann, was er braucht. Zu meinem Erstaunen sehe ich H an einem der Tische sitzen und wie immer ein oppulentes Mahl verzehren. Meine vielleicht etwas unfreundliche Frage, woher er denn das Wasser habe, (mehr fiel mir im Moment nicht ein) kontert er, man habe ihm schon in Glengarrif erzählt, dass es kein Wasser gäbe und so habe er sich 3 Flaschen mitgebracht, Flusswasser würde er allenfalls zum Waschen nehmen.
Für einen kleinen Moment scheint das Wunder, dass es hier einen Fluss gibt, dessen Wasser man trinken kann zu verblassen, aber dann sage ich nur, er habe einen echten Spaß versäumt. Ich habe mir gerade Wasser gekocht, als die beiden Dubliner Mädchen, die ich zuletzt in Kinsale gesehen habe, hereinkommen. Gerade seien sie erst angekommen, ob ich ihnen zeigen würde, wo der Fluss denn sei. Da sie recht müde aussehen, gebe ich ihnen etwas von meinem Wasseranteil ab. Fürs Frühstück können wir ja wieder neues holen.
H geht mit einem deutschen Pärchen, die er wohl unterwegs getroffen hat in den Ort zum Pub, der etwa 2 Meilen entfernt ist und fragt, ob ich mitkommen wolle.
Ne, will ich nicht. Für son Kram gebe ich doch kein Geld aus, außerdem habe ich absolut keine Lust mir Vorträge über eventuell verkeimtes Wasser anzuhören, womit er die beiden Deutschen am Nachbartisch so nett während des Abendbrotes unterhalten hat.
Als ich dann in meinem Bett liege und an den Fluss denke, dessen Wasser man wundervollerweise trinken kann, entschließe ich, noch eine weitere Nacht hier zu bleiben. Auch wenn ich meine Insel verlassen musste, habe ich diesen Fluss gefunden.
Vielleicht wandere ich ein wenig in den Bergen herum oder oder. ..
Vielleicht hole ich mir auch Extrawasser zum Waschen von etwas Wäsche. Ich wasche immer mal wieder einen Slip oder ein Tshirt aus, aber vielleicht sollte ich doch mal alle drei Thirts und alles, was riecht waschen, ich habe ja noch eine Art Hemdchen, was ich tagsüber tragen kann, bis das alles trocken ist. Während des Plänemachen schlafe ich ein.