je älter ich werde, desto automatischer schwimme ich gegen den Mainstream. Wobei mir das erst neulich aufgefallen ist, als ich darüber nachdachte, warum so manches, was ich beobachte in mir starkes Missbehagen auslöst.
ZB die Frage, warum mein ehrliches graues, nein eher weißes Haar dermaßen ungewöhnlich ist, dass ich mir unter all den Brünetten, Blonden und Tiefschwarzen wie ein Alien vorkomme. Jemand dreht sich um und ich erschrecke, weil das wundervoll blonde Haar nicht zu einem Gesicht, welches gelebt hat, passt. ok, allzu viel Leben zeigt es nicht, schmal gezupfte Augenbrauen, gefärbte Wimpern, Eyeliner, obwohl das eher schon unmodern ist und ein gruselig roter Kussmund.
Von den über 20 Frauen gesetzteren Alters, die mir begegnen an diesem Nachmittag haben mindestens 18 ein Morgenfüllendes Programm mit ihrer “Verschönerung” verbracht. Die Zausels, die teilweise an ihrer Seite entlang stampfen sind überwiegend wirklich welche, einfach alte Männer, die ihren Besitz “die gestylte Frau” stolz an der Hand führen. Wären sie ebenfalls farbenprächtiger, könnte man sie Gockel nennen. Wenn man ihn von hinten sieht, fragt man sich, wie er an so eine Junge kommt, wenn sie sich umdrehen, verdreht man innerlich die Augen, weil es letztlich gelebter Selbstbetrug ist.
Wenn mal eine ungeschminkte, natürliche (und scheinbar trotz des niederdrückenden Alters 😉 ) fröhliche) Frau über die Straße geht, denke ich schon WHOW, da ist jemand, der zu sich selber steht.
Stilettos, auf denen Madame Silberblond oder Frau Kussmund, mehr als schwankend daher schreitet, wirken schon belustigend ab 66 aufwärts. Und ich frage mich allen Ernstes, warum irgendjemand das nötig hat. Warum die tot gefärbten Haare, egal ob gülden, dunkelschwarz oder Braun mit durchblitzenden grauen Haaren, wo man bereits am Ansatz sieht, dass das Braun mehr als künstlich ist.
Warum hat eine Frau oder besser manche Frau es nötig, sich zu ondulieren, die Haare zu färben, zu schminken, um zumindest auf den ersten Blick jung und begehrenswert (?) zu erscheinen, jünger als die begleitende Männlichkeit und dem Ruf “ewig lockt das Weib” zu entsprec hen. Wenn meine Haare grau sind, werde ich als Kollegin nicht mehr für voll genommen, auf dem Arbeitsmarkt kann man sich das nicht leisten – Kommentar einer Karrierefrau. Bei sowas bekomme ich nahezu die Krätze. was ist das für ein Scheiß mangelndes Selbstbewusstsein, was ist das für ein merkwürdiges Selbstbild? Ich bin die Farbe in meinen Haaren und die SChminke in meiner Visage?
never ever – das Spielchen könnt ihr alleine spielen. Ich bin dick, alt und ICH!