eine ganz persönliche Reise

Ich steige bewusst unter den letzten aus und ja, richtig spekuliert, H eilt die Straße hoch, damit er den ersten guten Lift bekommt. Ich lasse mir Zeit, schaue mir das Städtchen genauer an und stelle mich, inzwischen fast wieder getrocknet an die Straße. Weiter in Richtung Süden will ich, mal schauen, wohin es mich heute verschlägt. Ich habe drei, vier Lifts, an die ich mich aber nur noch vage erinnere, der letzte bringt mich dann nach Bantry. Über Bantry steht sehr viel in meinem Reiseführer, aber das ist mir eigentlich alles zu viel und ich beschließe so bald als möglich weiter zu trampen.

Ich wandere an der schönen Baistraße aus Bantry hinaus, vielleicht gehe ich ja einfach so weiter. Da das hier eine Nationalstraße ist, ist es etwas lauter und befahrener und ich überlege, ob ich mich einfach so nach links halte und nicht der großen Straße nach Glengarrif, Kenmare folge. Da hält neben mir ein Auto an, welches sehr neu aussieht. Und der Typ, etwa Anfang 40 quatscht mich auf Deutsch an. Jaja, man sähe, dass ich Deutsche sei, wer läuft hier sonst schon als Mädel mit einem Rucksack herum. Haha. Ob er mich ein Stück mitnehmen solle. Nuja, warum nicht. Ich steige ein. Er komme gerade vom Golfplatz, fahre nun nach Glengarrif ins Restaurant und dann führe er zurück zu einem kleinen Kaff, wo er sich ein Bungalow gemietet hätte. Mit dem Mietwagen sei er nach dem Flug von Dublin hierhin gefahren. Das nächste Mal würde er sich aber etwas suchen, wo mehr los sei. Und bei allem erzählt er , was er wofür bezahlt hat und das zwar alles spottbillig ist, aber für mehr Geld bekäme man vermutlich eine bessere Leistung. Nachdem er mich einige Zeit zugetextet hat, fragt er, woher denn ich komme. Ich erzähle ihm ein bisserl von mir. Das ist sozusagen die Gegenleistung fürs Mitnhmen, den Fahrer zu unterhalten. Das ist immer so, stört mich nicht, im Gegenteil, aber der Typ is mir doch ein wenig suspekt. Was interessiert es mich, was er für seine Hütte bezahlt hat und dass der Bankstreik ihm überhaupt nichts ausmache, weil er mehr als genug Geld dabei habe. Achja, der Bankstreik solle in zwei Tagen enden.
Ob ich denn noch genug Geld habe. Öh ja, es reicht. Und ich begehe den Fehler zu  antworten, dass ich tatsächlich noch 10 Pfund hätte und das bis Killarney doch dicke reichen würde. Inzwischen sind wir in Glengarrif angekommen, stehen vor dem Hotel, wo er essen will. Er redet auf mich ein, dies wäre doch viel zu wenig, das ginge doch gar nicht. Er lade mich zum Essen ein, ich könne bei ihm übernachten und bleiben, bis der Bankstreik vorbei sei. Ob das nicht ein gutes Angebot wäre? Und streicht mir dabei leicht übers Bein. Ob er meint, das wirke anturnend?
“Mist” denke ich genervt, wie komme ich da nun wieder heraus. Ich steige aus, nehme meinen Rucksack vom Rücksitz und bedanke mich, dies wäre ja wirklich ein sehrsehr nettes Angebot, aber ich hätte noch mehr als genug Käse&Brot&Tee und die JH koste nun wirklich nicht die Welt. Außerdem würde ich aus Prinzip nicht mit unbekannten Männern irgendwohin gehen… *Zwinker, Augenaufschlag* Und weg. Richtig böse schaut er hinter mir her, aber das is mir nun wirklich egal. Wie blöd können Kerle nur sein? Mindestens 30 kg Übergewicht, viel zu alt, kann seine Griffel nicht bei sich behalten und das soll jetzt auf wen anziehend wirken?

nuja – egal, ich gönne mir ein Eis am kleinen Lebensmittelladen und wandere vergnügt ans Ortsausgangsschild. Es ist irgendwas am späten Nachmittag, ob ich es noch nach Bonane schaffe, wo eine JH liegt?
Ich wandere immer wieder ein bisschen durch die hügelige Landschaft, bleibe dann mal wieder stehen, gehe weiter. Immer dann, wenn ich grad gehe, kommen Autos vorbei. Dann an einer Straßeneinmündung habe ich keine Lust mehr und warte etwas länger. Das dritte Auto stoppt, ein Ehepaar mit 3 Kindern stopft mich irgendwie noch ins Auto und fährt mich direkt bis zur JH. Ich bedanke mich und winke hinterher. Es ist nahezu Abendbrotzeit, der warden weist mir ein Bett zu, erklärt aber bedauernd, dass die Wasserleitung seit ein paar Tagen defekt sei. Aber man hole das Wasser immer aus den Fluss. Gleich geht er mit einigen Leuten los, um wieder welches zu holen, wenn ich mitwolle, solle ich mich beeilen.
Klar doch, ich werfe meinen Rucksack aufs Bett, nehme meine Wasserflasche und eile zurück. Inzwischen stehen etwa 10 Leute parat mit allerlei Gefäßen bewaffnet, auch ich bekomme noch eine große Henkelkanne.
Der Weg dauert etwa 15 Minuten über einen schmalen Weg und Wiesen. Wir stehen am Fluss, der eher ein Flüsschen ist und versuchen auf Steinen balancierend unsere diversen Gefäße zu befüllen. Zwei Jungen fallen dabei ins Wasser, mit viel Gelächter helfen wir ihnen wieder heraus. Bei der Rettungsaktion sind wir alle auf seltsame Art und Weise nass geworden, da es aber immer noch sehr heiß ist, stört das niemanden.
Also los, alles zurück geschleppt, wobei wir mehrmals stehen bleiben, es ist doch ungewohnt eine große Kanne oder mit jemand anderem eine riesige Blechwanne zu tragen.Wir tragen das alles in die Küche, damit sich jeder nehmen kann, was er braucht. Zu meinem Erstaunen sehe ich H an einem der Tische sitzen und wie immer ein oppulentes Mahl verzehren. Meine vielleicht etwas unfreundliche Frage, woher er denn das Wasser habe, (mehr fiel mir im Moment nicht ein) kontert er, man habe ihm schon in Glengarrif erzählt, dass es kein Wasser gäbe und so habe er sich 3 Flaschen mitgebracht, Flusswasser würde er allenfalls zum Waschen nehmen.

Für einen kleinen Moment scheint das Wunder, dass es hier einen Fluss gibt, dessen Wasser man trinken kann zu verblassen, aber dann sage ich nur, er habe einen echten Spaß versäumt. Ich habe mir gerade Wasser gekocht, als die beiden Dubliner Mädchen, die ich zuletzt in Kinsale gesehen habe, hereinkommen. Gerade seien sie erst angekommen, ob ich ihnen zeigen würde, wo der Fluss denn sei. Da sie recht müde aussehen, gebe ich ihnen etwas von meinem Wasseranteil ab. Fürs Frühstück können wir ja wieder neues holen.
H geht mit einem deutschen Pärchen, die er wohl unterwegs getroffen hat in den Ort zum Pub, der etwa 2 Meilen entfernt ist und fragt, ob ich mitkommen wolle.
Ne, will ich nicht. Für son Kram gebe ich doch kein Geld aus, außerdem habe ich absolut keine Lust mir Vorträge über eventuell verkeimtes Wasser anzuhören, womit er die beiden Deutschen am Nachbartisch so nett während des Abendbrotes unterhalten hat.
Als ich dann in meinem Bett liege und an den Fluss denke, dessen Wasser man wundervollerweise trinken kann, entschließe ich, noch eine weitere Nacht hier zu bleiben. Auch wenn ich meine Insel verlassen musste, habe ich diesen Fluss gefunden.
Vielleicht wandere ich ein wenig in den Bergen herum oder oder. ..
Vielleicht hole ich mir auch Extrawasser zum Waschen von etwas Wäsche. Ich wasche immer mal wieder einen Slip oder ein Tshirt aus, aber vielleicht sollte ich doch mal alle drei Thirts und alles, was riecht waschen, ich habe ja noch eine Art Hemdchen, was ich tagsüber tragen kann, bis das alles trocken ist. Während des Plänemachen schlafe ich ein.

[b]fietsen is moi[/b]

Früh wache ich auf, wasche mich ntowdürftig mit etwas Restwasser und mit 3-4 anderen mache ich mich auf den Weg, neues Wasser zu holen. Die Dublinerinnen sind dabei und noch zwei andere Mädchen. Der Himmel ist wolkenlos und es verheißt wieder ein heißer Tag zu werden.

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Als wir gemütlich Tee trinkend in der Küche sitzen, kommen auch langsam die anderen, einige wollen bereits heute wieder weiterziehen, z.B. das eine deutsche Paar, wie ich jetzt erfahre sind sie mit Rädern unterwegs und wollen heute noch nach Killarney. Wir unterhalten uns über ihre Tour, H kommt hinzu und fragt, ob ich Lust hätte zu radeln. Das würde ihm mehr liegen als das Wandern.
Radeln? oh ja, ich liebe es mit dem Rad unterwegs zu sein, aber wo bekommt man welche hier in der Einöde.
Also Räder bekäme man in Glengarriff – H wird sogar richtig munter, als er das erzählt und als ich ihn kritisch frage, wie er es hier mit Flusswasser aushalten würde, lacht er sogar. hm
Also ok, heute wird geradelt.
Aber erst hole ich noch einmal Wasser und wasche meine paar Sachen. Das ruft gleich wieder einen kritischen Kommentar von H hervor, er habe 10 ! Hemden und genügend Wäsche für etwa 10 Tage dabei und vermutlich in Killarney würde er das alles in einem Waschsalaon waschen.  Wieso ich denn waschen müsse? Vermutlich sei mein Rucksack zu klein.örks. 10 Hemden???? Kein Wunder, dass der Junge einen kolossal riesigen Rucksack mit außengestellt trägt, da würde mühelos auch ein TV hinein passen. Was für ein sChwachfug, denke ich mir, bin aber zu höflich, es zu sagen. Und ab heute nenne ich ihn innerlich nur noch “den Jungen”. Hallo, wir leben hier im abenteuer und er nimmt 10 Hemden mit! Was für ein wunder, dass er nicht 40 kg auf dem Buckel trägt – nu ja – er trägt das ja nur kurzzeitig – kein wunder, dass er nicht wandern mag.
Ich ziehe mein Hemdchen an, heute würde man dazu wohl Top sagen, wasche alles durch und lege es aufs Fensterbrett.
Und bin bereit für jedes abenteuer.
Ein netter älterer Herr aus NY nimmt uns mit und setzt uns genau in der Ortsmitte von Gleng ab. Meine besondere Sympathie gewinnt er, als er darauf besteht, dass “the young  lady shall sit on my left side”. Warum Männer immer meinen, sie müssten sich neben den Fahrer setzen, während ide Mädels hinten Platz nehmen müssen, hat sich mir noch nie erschlossen. Als H einwendet, er spräche besser entlisch (ach ja????), lacht der Fahrer, ich wäre aber hübscher. Der Kommentar von H hinterher: “musstest du so mit ihm flirten?”
Ja, musste ich, machte dem und auch mir Spaß. whot the fuck, geht ihn das an?
Es kriselt leicht, aber das Fahren auf der schönen Küstenstraße, die erst anstrengend, dann aber nur noch schön ist, mildert die Spannungen. 😉
Wie man hier an den Fotos sehen kann.

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Wir radeln bis nach Bantry, um die ganze langgestreckte Bucht herum und auch noch etwas hinaus. In Bantry kauft H sich eine tinwhistle, zu meinem Erstaunen scheint er recht musikalisch zu sein und erfreut sich auch an den im Musikergeschäft ausgestellten Gitarren. Hätte nicht gedacht, dass er spontan genug ist, um sich an Musik zu erfreuen. Als wir dann nach einem überwiegend erfreulichen Tag (ok, H kaufte noch 5 Flaschen Wasser und ich keine 😉 ), dachte ich so bei mir: SO übel ist er gar nicht.

Am späten Nachmittag bekommen wir sofort einen Lift zur JH und ich vergnüge mich noch mit den anderen, indem wir im Halbdunklen zum Fluss gehen und dort ein wenig mit den Füßen im Wasser plantschen. Auch an diesem Abend gehe ich nicht mit zum Pub, sondern gleich nach dem packen meines Rucksackes für morgen ins Bett. Warm und angenehm müde schlafe ich ein.

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