gibt es die noch? Und wenn ja, wie verwirklicht man sie oder besser, wie schafft man es aus dem Alltag auszusteigen und seinen eigenen Weg zu gehen.
Innerlich habe ich mich immer als eine Art Nomadin gefühlt und wenn andere Mädels von Kerlen&Familiengründung träumten, träumte ich davon, auf und davon zu gehen.
Mit 8 wollte ich Nonne in Afrika werden, weil ich in einem Brief aus der Mission von dem einfachen Leben dort hörte, bereits um 9.00 am Morgen war die zweite Dusche unter einer behelfsmäßigen Eimerdusche notwendig, weil die Kleidung durchgeschwitzt war. Und außerdem wollte ich den Armen helfen. Zumindest ergab das ja ein gutes Alibi für meinen Wunsch, mein langweiliges Zuhause zu verlassen. Als ich dies meinem Vater erzählte, lachte er und meinte. “Ach Kind, du kannst doch auch so einfach fortgehen.” Erschreckt fuhr er fort: “aber erst, wenn du groß bist.”
Das fand ich ganz schön einschränkend, konnte es aber auch verstehen, wie sollte ich auch Geld verdienen?
Mit 12 kaufte ich mir vom kärglichen Taschengeld die ersten Landkarten, Island, Norwegen und Afrika.
Und sinnierte darüber, wie weit entfernt wohl die Tankstellen in Norwegen voneinander wäre, weil ich da mit einem Moped hochfahren wollte. Bis zum Nordkap. Ich stellte mir das wahnsinnig spannend vor. DAS NORDKAP.
Als nächstes plante ich einen alten VW-Bus umzubauen mit Netzen, in denen man die Kleidung verstauen und unters Dach ziehen konnte und mit einer Art Ofen, wo ich mir aber nicht schlüssig wurde, wie das zu machen sei. Schließlich würde es irgendwann Winter werden und somit zu kalt, einfach so in einem Bus zu schlafen.
Später überredete ich mühsam meine Schwestern, mit mir auf Wanderschaft zu gehen. Mit dem selbst genähten Rucksack auf ins wilde Weserberland – die eine Schwester fand das im Nachhinein grausig, der Rucksack verursachte ihr Rückenschmerzen und überhaupt – all das Gehen – die andere fand es ok, aber halt eben – nun ja…
Und ich war glücklich wie sonst nur im holländischen FRiesland mit viel Natur um mich herum.
Und dann fand ich mich wieder, erwachsen geworden, hatte Urlaube in Dänemark, Rhodos, Deutschland, Frankreich gemacht und irgendwie war das nicht genug.
So beschloss ich alleine (mein erster Alleinurlaub) nach Irland zu fahren. Ich hatte das Buch von Heinrich Böll gelesen und wollte dieses Land endlich sehen! Und war infiziert. Vom Land und auch vor allem von den Menschen dort. Eigentlich hatte ich weg gewollt und aber eine Art Heimat gefunden. Was mir gar nicht so recht war, ich wollte ja weg und nicht heimisch werden irgendwo.
Auch Norwegen hatte ich inzwischen kennengelernt, war mit dem Postschiff von Bergen nach Kirkenes gefahren, das Nordlicht habe ich gesehen und die Weite des Nordens. Die Sehnsucht blieb.
Darum buchte ich eine Floßfahrt in Thailand und beging kurz vorher den entscheidenden Fehler und sagte die Reise ab, weil ich einen Kerl kennenlernte, der nicht allein gelassen werden wollte.
Und überhaupt keine Ader für meiner Art des Reisens hatte, der meine Sehnsucht, meine Fixierheit auf eine bestimmte Art des Lebens überhaupt nicht verstehen konnte.
Ich lebte also dieses Leben, das der Ernährerin, weil mein Mann studierte und stellte meine Träume hintenan. Ok, irgendwann fanden wir uns in Berlin wieder, weil er nicht mehr zum Bund wollte, beide arbeitend. aber mit einem eigentlich gegensätzlichen Lebensentwurf. Zwei Kinder kamen auch, durchaus gewollt, aber die Sehnsucht blieb. Und wurde zeitweise gestillt, weil ich einfach mit ihnen fortfuhr, zum Zelten an die Ostsee, als sie noch nicht aus den Windeln waren. Ich nahm sie und flog nach Lanzerote, Tunesien. einfach fort. Mein ‘Ex machte inzwischen Karriere und ließ sich ab und an auch überreden, mit uns eine Reise zu machen.
Es war aber trotzdem nicht genug.
Die Ehe scheiterte an allem Möglichen, was aber hier nicht relevant ist. Sie scheiterte nach über 20 Jahren dann endgültig und ließ mich zurück mit zwei Kindern, die mich sehr brauchten, deren Ansprüche mich fast ersticken ließen. Es gab sehr viele Probleme, die wir letztlich allein lösten, es waren sehr harte Jahre.
Und nun stehe ich da und habe die FReiheit – erstmals nach so vielen Jahren – und kann für das kommende Jahr planen, kann mich treiben lassen, kann los gehen. Die Kinder überleben 2-3 Wochen ohne mich, die finanzielle Seite ist nicht rosig, aber man kann ja von daheim aufbrechen.
Gibt es die Freiheit noch, von deren Existenz ich als Kind so fest überzeugt war? Kann man sie vielleicht sogar teilen, mit jemandem erleben? Obwohl es für mich es mehr als ausreichend ist, alleine frei sein zu können.
Wie seht ihr das? Wie ist euer Werdegang? Habt ihr Frau oder Mann verlassen, um nach eurer Fasson selig zu werden? habt ihr jemanden gefunden, der eure Art des Lebens zu leben bereit ist. Oder sogar Ansporn ist.
Wie bringt ihr es unter einen Hut, das Leben mit einem Partner, vielleicht sogar mit Kindern. Welche Risiken oder Nebenwirkungen gibt es?