von Templin – Oranienburg

Folgende Wanderung unternahm ich, als ich mich an einer Staffellaufwanderung beteiligte, die von den usern eines Forums initiiert wurde – der sogenannten WAI-Lauf.

Da ich mich mit Hottie (einer Teilnehmerin) um 15.00 am Berliner Tor in Templin  verabredet habe, mache ich mich um genau

auf den Weg von Berlin nach Templin. Da es noch etwas dauert bis die S-Bahn kommt, hole ich erstmal Frühstück und Mittagessen nach und sonne mich. 😉

In Oranienburg heißt es umsteigen und zwar in den Regionalexpress nach Templin. Dort wandere ich erstmal die gut erhaltene Stadtmauer entlang und gucke aus den verschiedensten Toren hinaus in die Mark Brandenburg. Meine neuen SChuhe erzeugen zum Glück keine SChmerzen beim Probewandern mit gepacktem Rucksack  😉
hier einige Eindrücke von Templin.

Ich komme kurz vor 15.00 Uhr am Berliner Tor an und sehe schon von weitem Hottie, wie sie von innen durchs Berliner Tor geht. Ich eile hinter ihr her, will rufen, da dreht sie bereits um und wir treffen uns genau vor dem Tor. Nach einer kurzen freudigen Begrüßung beschließen wir erstmal irgendwo einen Eisbecher zu essen, um das WAI feierlich zu übergeben.

Gesagt, getan, nach Austausch mache ich mich dann gegen 16.00 Uhr auf meinen Weg, das WAI gut eingepackt. Noch immer habe ich mich nicht wirklich entschieden, welchen Weg ich gehen will, es gibt einfach zu viele Alternativen. Ich entscheide, dann spontan durch eines der Tore zu gehen, welches mir gerade gefällt.

Am Töpfertor gehe ich in eine Datschenkolonie und hin bis zum Templinerkanal, der im Rödelinsee endet. Das Wetter ist einfach nur schön. Am Kanal begegnen mir jede Menge Leute, das scheint hier die Kinderwagenrennstrecke zu sein. Aber sobald ich etwas in den Außenbereich komme, wird es schlagartig leerer. Ein paar Angler am Kanal, die freundlich grüßen. Das wird auf meiner Wanderung immer wieder passieren, so wie ich das halt vom Land kenne, wenn man durch die Gegend läuft. Fast jeder grüßt, das macht schon richtig gute Laune.

Auf dem Weg zur Ziegeleibrücke…

Blick von der Brücke
und auf sie

Ich überquere die Brücke, weil ich nördlich des Rödelinsees laufen will.

Ich erreiche Rödelin und mache auf einer Bank Rast, um Wasser zu trinken und die Karte zu studieren.

Ich entscheide mich einen Rundweg zu gehen, der hier ausgeschildert ist und zwar zum MSee. Ich gehe zwar schon in etwa die Richtung, die ich angepeilt habe, lasse mich aber auch durch Aussehen des nächsten Weges immer wieder neu verführen. So komme ich in Richtung des Großen Beutelsees.

Als ich das Forsthaus entdecke, entschließe ich mich aufgrund der etwas vorgerückten Stunde vorher einen kleinen Umweg zu machen und gehe weit ins Naturschutzgebiet hinein.

Hier ist die Orientierung verdammt schwierig, viele Wege sind abgesperrt und ich versuche weiter in Richtung der untrgehenden Sonne zu gehen. irgendwo mache ich auch einen SChlenker, den ich später auf der Karte nicht wiederfinden konnte, aber macht nix. Immer wieder sehe ich Rehe über den Weg springen, auch Kaninchen und Hasen sehe ich.
Als ich den hoffentlich richtigen Weg wiederfinde (ich orientiere mich grad nur an der Sonne und ein langes, langes Stück über den tiefen Sandweg gehe, komme ich endlich an einen Wegweiser. Demnach bin ich gerade 200 m von der SChleuse entfernt.

Ich beschließe rechts in den Weg vorher einzubiegen und mir ein nettes Plätzchen am Großen Kuhwallsee zu suchen. Es wird langsam duster und ich schaffe es gerade noch in der Dämmerung die Hütte aufzubauen. Ich schmeiße alles hinein und setze mich mit Wasserflasche&Brot&Käse auf den Boden, um beim Nachtmahl über den See zu schauen.
ist es hier nicht wundervoll?

Außer wenigen Naturgeräuschen ist nichts zu hören und ich merke, wie ich mich sekündlich immer mehr entspanne.
Die Abendkühle treibt mich aber doch in den Schlafsack und müde bin ich auch. Vorm Einschlafen denke ich noch, dass wenn jetzt das Abenteuer enden würde, es schon wert gewesen wäre, los zu gehen.

(lt. späterer Kontrolle 😉 waren es etwa 16,6 km, die ich an dem Tag hinter mich gebracht habe)

Mehrmals erwache ich nachts bibbernd, irgendwann wird doch mal ein wärmerer Schlafsack fällig befürchte ich. Als es im Zelt langsam hell wird, beschließe ich aufzustehen. Es ist irgendwie was um 5.00 und ich höre nur ein paar frühe Vögel. Einige Schüsse habe ich nachts auch gehört, hab gar nicht gewusst, wie verdammt laut das klingt. Was wird eigentlich um diese Jahreszeit bejagt?
Ich mache erstmal einige Fotos, es scheint, ich habe das schönste Fleckchen weit und breit erwischt.

Mein Wasser/Käse/Brot-Frühstück nehme ich angelehnt an einen Baum zu mir. Was ist denn das? Da paddelt doch etwas im Wasser.

Ein Biber? Ich greife zur Kamera. Natürlich wirds unscharf – und dann, ich setze mich gerade wieder hin, kommt Herr oder Frau Biber an Land getrippelt, putzt sich und scheint von meiner Gegenwart vollkommen unberührt zu sein. Uns trennen maximal 4 Meter und ich staune, so nah an Berlin und ich frühstücke mit einem Biber. Als ich nach etwa 10 Minuten dann versuchsweise doch ein Foto machen will, hoppst der Biber in den See, umschwimmt die kleine Ausbuchtung, bleibt aber immer in Sichtweite.

Langsam packe ich SChlafsack, Zelt etc ein, mache nochmal einige Fotos vom Plätzchen und begebe mich auf den Weg.

Blick in Richtung Osten

Jetzt wandere ich wieder in den Naturpark hinein, in Richtung Templiner Wasser. An diesem wundervollen Morgen kann man nur fröhlich und beschwingt sein.

Wer weiß, vielleicht gibt es ja doch ne Möglichkeit hinüber zu kommen, auch wenn der Pf-F behauptet hat, da gäbe es nix. Ich stromer fast 2 Stunden durch die Gegend, gehe mal den Pfad und mal jenen. Natürlich hat ein Pf-F immer recht, auch wenn eine Art Brückchen eingezeichnet scheint, es gibt es nicht. Bestimmt hat der Typ sie wegen mir abgebaut, damit ich wieder zurückgehen muss. grummel
Ich lande also wieder beim Wegweiser und gehe zur Schleuse. Dem SChleusenwärter, der gerade nach Wind und Wetter geschaut hat, wünsche ich einen guten Morgen, mir habe man gesagt, man könne hier das Wasser queren. Es ist zwar immer noch verdammt früh und er guckt recht erstaunt, öffnet mir aber bereitwillig das Tor und ich kann auf die andere Seite. Einen schönen Tag wünschen wir uns noch und jetzt führt der Weg durch ein ehemals militärisches Areal, alles sieht vereinsamt und verwahrlost aus.

Die Strecke nach Hammelsprung geht über eine öde Piste, aber dann erreiche ich die große Straße, die hier von der Bahntrasse gekreuzt wird. Meine Landkarte zu Rate ziehend, entscheide ich mich nicht nach Hsprung zu gehen, sondern eine sehr sandige Strecke nach Storkow. Also auf auf – keine Müdigkeit vorschützen.

Storkow ist ein hübsches Dörfchen, ich mag diese Dörfer in der Mark, sehr bäuerlich teils noch, geruhsam, schmale Straßen und Sandpisten führen hin, vielviel Grün in Weiden, Wiesen und Wäldern. Ab und an leuchtet dunkles Blau irgendwo, viel Wasser hat es hier nämlich auch.

Im Ort lege ich erstmal eine Rast ein. Er hat nämlich einen Bäcker. Auf der Holzbank sitzend, verspeise ich köstlichen Apfelkuchen, trinke dazu Kaffee und schmöker im Wandertagebuch, was die anderen alles geschrieben haben.

Kurz vor 11.00 breche ich wieder auf, dann schließt auch der Bäcker und gemächlich wandere ich von Storkow über Steindamm nach Steinfeld. Steindamm hat einen Reiterhof mit schönen Pferden.

und in Steinfeld könnte ich glatt ein altes Häuschen kaufen, möglichst nahe des Storchennestes.

Hm, es scheint aber niemand im Nest zu wohnen, etwas enttäuscht gehe ich langsam weiter, drehe mich aber mehrmals um, ob nicht vielleicht doch…..

Und ja, da scheint ein Kopf drinnen zu sein. Während ich zurückgehe, richtet sich der Storch auf, streckt sich und ich versuche ein Foto zu machen. Mist, an meiner Minikamera kann man einfach keine vernünftigen Scharfeinstellungen beim Zoomen machen. ich könnte mich ja echt ärgern!
Dann vergesse ich das mit dem Ärgern, setze mich etwas weiter weg, aber mit guter Sicht aufs Nest auf einen dicken Stein und schaue nur einfach dem Storch zu.

Aber irgendwann muss ich doch weiter und etwas bedauernd verlasse ich Steinfeld, jedoch nicht ohne mich noch einmal umzuschauen…

Ja, die Mark Brandenburg wird wirklich vielfach unterschätzt, was aber teilweise gut ist, sonst würden ja mehr Leute überall herumtrullern.
Von Steinfeld aus folge ich der Sandpiste in Richtung Süden und treffe im Nirgendwo auf eine alte Eisenbahnspur. Schon interessant, was alles im märkischen Sand liegt.

z.B. diese Grabstelle aus den bonapartischen Kriegen. Zwei Soldaten, die versuchten den Vorstoß der französischen Trupeen zu behindern kamen hier ums Leben und nur durch Zufall erfuhr die Familie bzw die Nachfahren des Einen, dass man sie hier begraben hatte.

Manchmal empfinde ich es durchaus als Last, zu wissen, was sich in diesem märkischen Sand (und woanders ebenso) abspielte, wieviel Leid. Wieviel Blut und Tränen vergossen wurden. Das ging mir auch während der eigentlich so lustigen Draisinenfahrt durch den Sinn, Ravensbrück bzw die Schienen, die dorthin führten lagen nahebei und auch an Sachsenhausen würde ich aus eigenem Entschluss noch vorbeikommen.
Sehr nachdenklich ging ich diese Wege, man kann die Geschichte nicht abschütteln, sie führt zu einem hin und (in meinem Alter) wieder fort, sie ist ein Teil von uns, auch wenn das oft schwer zu akzeptieren/ertragen ist.
eigentlich ohne es zu merken, kam ich in Wesendorf an und legte eine kurze Rast ein.

Sehr gerne hätte ich mir hier irgendwo einen Schlafplatz gesucht, nicht wegen der zweifellosen Schönheit der Gegend, sondern eher, weil ich müde geworden war, aber nichts bot sich an und so beschloss ich, weiter nach Krewellin zu gehen. Ab dort sollte ein Weg am Kanal entlang nach Liebenwalde gehen. Von dem versprach ich mir nicht besonders viel, schnurgerade zog er sich auf der Karte dahin.

Aber ich sollte mehr als angenehm überrascht werden.

Als ich in Liebenwalde-R (wie immer auch diese Schleuse heißt) ankam, beschloss ich, schnurstracks nach L hinein zu gehen und mir in der ersten besten Pension ein Zimmer zu nehmen. So wundervoll der Blick auf den Vosskanal gewesen war, so sehr hatten meine Füße geächzt und ich befürchtete, dass sie einige Blasen entwickelten hatten. Dumm wie ich Dödeline eben bin, hatte ich den Hinweis des Einheimischen falsch verstanden und war nicht vor der Brücke auf den Weg gegangen sondern hinter der Brücke. Heißt, ich bin etliche Kilometer nicht über den angenehmen Wiesen/Kiespfad gegangen sondern über den Radweg. Was mir meine Füße überhaupt nicht gedankt haben.

In Liebenwalde gibt es eine Radler-Herberge, weil ein Weitwanderradweg vorbeiführt, am Fenster stand eine Telefonnummer, die man anrufen sollte ab einer bestimmten Uhrzeit. War so um die 20.00 Uhr und ich schon seit den frühen Morgenstunden unterwegs, also rief ich flugs an. Die Vermieterin kam kurze Zeit später angefahren.
hm, die Herbergszimmer waren belegt, die kleine Fewo auch und nur die große stand noch zur Verfügung. 39 € sollte sie kosten. Das war mir schlicht zu teuer und so argumentierte ich, dass ich ja nur ein Bett und ne Dusche brauchen würde und sonst nix anfassen würde. So einigten wir uns auf den üblichen Herbergspreis und ich humpelte selig die Treppe hoch in den puren Luxus. An diesem Tag war ich fast 32 km gewandert und so hatte ich mir den Luxus durchaus verdient. 😉

Das Frühstück am Morgen darauf war mehr als gut, ich machte noch einige Fotos und mit immer noch sauren Füßen machte ich mich wieder auf den Weg.

Und hinaus ging es aus Lwalde..

Und kam wandermäßig vom Regen in die Traufe. Ich folgte dem Radweg an Durchgangsstraße Richtung Zehdenick, fand aber nicht den Abzweig, der über Äcker und Weiden Richtung Neuholland gehen sollte. Tja, so verfluchte ich den Asphalt, der meinen Füßen überhaupt nicht gefiel. Ich machte Tests, indem ich ab und an wo möglich am Rand ging, sofern der Streifen breit genug war. Sobald ich über Gras oder Erdboden ging, fühlte sich der Rucksack  sofort viel leichter an und die Füße und Knien taten nicht mehr weh. Nur bedauerlicherweise war der Streifen meist so schmal oder aber schräg, dass man nicht wirklich gut darauf laufen konnte.

Nuja, kein Wunder, dass das hier als Radroute ausgeschildert war, mit dem Rad hätte das sicherlich auch Spaß gemacht. Ich beschloss bei der nächsten Möglichkeit eine längere Pause zu machen, die Füße auszuruhen und die Karte genauer zu studieren.
Kurz vor Neuholland ging ich in einen kleinen Weg hinein, in der Hoffnung wieder auf fußfreundliches Gelände zu kommen, leider ging es da aber auch nicht weiter. Man muss dazu erklären, dass es hier viele kleine Kanälchen, Wasserrinnen, Entwässerungsgräben gibt und so querfeldeingehen nicht möglich ist. Mal abgesehen davon, dass dies alles bäuerlich kultiviertes Land ist und die Bauern es wohl nicht so gern sähen, wenn man darauf herum latscht.

Ich machte einige Fotos und legte eine Rast ein. Und entschloss mich einen direkten Weg auf möglichst angenehmen Untergrund nach Oranienburg und zum dortigen Bahnhof zu gehen.

Ein längeres Stück musste ich noch an der Landstraße entlang gehen, was aber bis auf die Wegbeschaffenheit nicht schlimm war. Weil wirklich viel Autoverkehr hier nicht unterwegs ist.
Danach bog ich in ein größeres Waldstück ein, zum Glück war meine Karte relativ stimmig und ich verlief mich nicht mehr. Der Weg war unterschiedlich vom Untergrund, also auch nicht mehr für die Füße so anstrengend. Ich bekam trotz Blasen langsam wieder gute Laune, als meine Kamerabatterien den Geist aufgaben und ich kein einziges Foto mehr machen konnte.
Dabei hatte ich doch weiter dokumentieren wollen, wo man hier alles lang gehen kann.
Über Malz, an Friedrichsthal entlang, links von mir wusste ich den Kanal und den Grabowsee, der aber nicht in Sichtweite war, bis ich dann auf den Gewerbepark Nord in Oranienburg stieß. Zwischendurch machte ich mehrere Pausen, weil es nicht ganz so gut um meine Füße stand, vielleicht war es doch eine blöde Idee, neue Schuhe auf einer längeren Asphaltwanderung einzulaufen. 😉
Und es gab von nun an sowieso nur noch Straßen, durch Sachsenhausen und dann weiter in die Stadtmitte. Ich muss zugeben, diese letzten Kilometer machten jetzt wirklich überhaupt keinen Spaß. Währenddessen versuchte ich immer mal wieder erfolglos meine Freunde im Landkreis OHV anzurufen. Als ich endlich nach mordsmäßig vielen 😉 Stunden den Sbahnhof erreichte, kaufte ich mir ein dickes Eis.
Das WAI war also sozusagen in Oburg gestrandet und ich schwor mir, wenn ich hier weitergehen würde, dann sicherlich nicht heute oder morgen, ein Ruhetag zuhause musste sein. Also schwang ich mich auf die Sbahn.

Aber wir sind ja überaus spontan sind, schlug Inuk ganz spontan vor, dass sie ab Oburg über hdorf nach Pdam mit dem Rad fahren würde. Das ist einfach eine Rad- und keine Wanderstrecke und für vernünftige Argumente bin ich immer offen.

finis

(achja – am dritten Tag waren es ziemlich genau 20 km)

About Sternenstaub

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