Und alles war anders, wie ja oft zwischen Plan und Realisierung ein Unterschied ist. Ist das schlimm? Nein, ist es nicht, Reisen bedeutet Flexibilität, andere Realitäten eine Chance. Und Sehen ist das Maß.
Und jeder sieht anderes und auch anders und wem nicht gefällt, was ich sehe und wie ich darüber schreibe, möge sich nicht bemüßigt zu fühlen, mir zu erklären woran das liegt bzw welche Blende ich falsch gewählt habe. So wenig, wie ich das erkläre, möchte ich erklärt bekommen, also keine Rechtfertigung in welche Richtung auch immer.
Wie ausgemacht, sollte, wollte ich vom 04.06. etwa eine Woche im Waldviertel bei einer lieben Freundin bleiben, Wiener, die sich dort vor Jahren einen Hof gekauft haben und ihn nach und nach verändern. Da ich mehrmals dort war, konnte ich die Entwicklung verfolgen und da, wo erst die Vergangenheit übermächtig war, wurde sich das Grundstück und die Häuser nach und nach zu eigen gemacht, verändert, bis zwar immer noch das alte Ensemble da war, aber auch Veränderungen, Wiederaufbau und Neugeplantes ineinander verschmolzen und somit eine andere Gegenwart und neue Vergangenheit entsteht.
der morgendliche Blick aus meinem Zimmer
Wie immer machte ich Wanderungen rund um den Hof herum, die Orte und wEge werden euch nichts sagen, darum stelle ich einfach eine Reihe von Fotos mit kurzen Erläuterungen hinein.
eines meiner zwei persönliches Traumhäuser, ein verlassenes Bauernhaus
Inzwischen bin ich ruhelos geworden, so schön es hier ist und so wohl ich mich fühle, ich muss fort.
Und dann ist es so weit, ich sitze um 11.00 Uhr im Bus nach Waidhofen an der Thaya, von wo die Wanderung los gehen soll.
Ich steige in Horn um, welches ich bisher nur vom Parkplatz eines Einkaufcenters kenne und bin überascht, wie hübsch das Städtchen ist.
Scheinbare Ewigkeiten warte ich auf den Bus, die Mittagszeit verrinnt und ich bin immer noch nicht fort. Aber dann fährt der Bus um die Ecke und es geht weiter. Endlich in Waidhofen angekommen, beschließe ich, mich baldmöglichst zum Fluß zu begeben und da einfach immer lang zu gehen. Eine Karte habe ich vom Gebiet nicht, erst für die Gebiete in Tschechien, ich habe einfach teilweise nicht bekommen, was ich suchte. Aber SO schwierig kann das ja nicht sein, die Thaya fließt ja noch Tschechien.
Ich irre ein wenig W herum, bis ich eine gangbare Strecke finde, so richtig habe ich mich nach 1 Stunde immer noch nicht eingelaufen. Viel Asphalt und unschönere Wegstrecken, obwohl die Himmelsrichtung in etwa stimmt.
Ich studiere meinen Prospekt, den ich gefunden habe mit einer groben Karte vom Gebiet, vielleicht könnte ich heute ja bis Thaya (Ort kommen), da soll es einen Campingplatz geben. Es ist so drückend heiß, dass ich mit Sicherheit nicht weiter kommen werde, aber ich will es ja auch langsam angehen lassen.
Ich wandere – meist auf Ashaltwegen/Sträßchen – durch kleine Orte, von denen an Erinnerung nicht viel hängen bleibt.
Am späten Nachmittag erreiche ich den Ort Thaya.
Einen Campingplatz sehe ich nicht, so kehre ich erstmal in einen Gasthof ein und genieße ein Radler und etwas zu essen. Das erste Essen nach dem Frühstück, es schmeckt gut und ich fühle mich in dem kühlen Gasthaus gleich wieder viel fitter.
Ich frage die Kellnerin, wie ich zum Campingplatz komme und sie beschreibt mir den Weg. Ich muss wieder zurück über den Fluss und dann – links – direkt beim Sportplatz ist der kleine Platz. Dann man tau und wieder zurück. Leider erzählt sie mir nicht, dass das Gasthaus die Verwaltung des Campingplatzes macht, aber davon später.
Ich zuckel, inzwischen schon recht müde die heiße Straße entlang und finde nach einigem hin&her den Platz oder besser gesagt das Plätzchen 😉 .
Tja, alles fein – auf dem SportPlatz trainieren gerade Knirpse – sieht geradezu putzig aus – ich baue meine Hütte auf und suche irgendjemand, wo ich mich anmelden kann. Es gibt auch einen Duschraum und Toiletten, aber leider verschlossen. Hääh?? Ich frage einen der ankommenden Hobbysportler, ob er mir sagen kann, wo ich mich anmelden und einen Schlüssel bekommen kann. Er holt von irgendwo einen Toilettenschlüssel und sagt ich solle ihm dann dem Herrn dahinten geben, das wäre der Obmann und der könne mir auch was zum Platz sagen.
ahso.
Nachdem ich mich etwas erfrischt habe, wie gut es tut, das kalte Wasser über Kopf und Hände laufen zu lassen… gehe ich dann zu dem Obmann hinüber und frage, was nun zu machen ist. Er beobachtet die alten herren, die nun sich bei der Hitze auf dem Platz austoben und meine: “ja, da müssens zum Gasthaus dort oben fahren und SChlüssel holen und dort auch zahlen.” Ich bin wie vom Donner gerührt: “wie bitte, nochmal nach oben laufen und wieder zurück. Warum hat rri das Mädel das nicht erzählt, als ich dort gegessen habe??” Erstmals guckt er mich genauer an und denkt nun nach. “Sie waren schon oben. Und zu Fuß sind Sie?”
ich; öh, ja.
“Na dann kommens gschwind, ich fahre Sie hoch, die werden mich hier schon nicht vermissen.” Gesagt, getan, in seiner edlen karre fahren wir dann hoch, während ich die Formalitäten erledige, trinkt er ein Glasl Wein und dann gehts wieder zurück. Hach, wie schön, denke ich, duschen…………….
äh. Nicht wirklich, der SChlüssel passt nicht. Ich hätte laut kreischen können. Der erste Hobbysportler kommt vorbei und fragt, ob es Probleme gäbe. Ich zeige ihm nur den SChlüssel und weise auf die Tür. Er versucht es. Und auch er kann nicht aufschließen. Plötzlich kommt ihm eine Erkenntnis. “Hier wurden ja im Frühling die Schlösser ausgetauscht, da haben Sie den falschen.”
Ne oder??? Ein mitleidiger Blick seinerseits. “Auto haben Sie nicht oder?” Moment, der Obemann ist aber schon weg, was nun? Der TRainer (?) kommt herbei (ihr seht, ich habe die als seltener Tourist wohl alle bschäftigt…grins) gibt mir seinen SChlüssel, der auf alle Räume passt, und bittet mich ihn, am nächsten Morgen im Gasthaus abzugeben.
Langsam wird es auf dem Platz ruhiger, ich sitze geduscht vor meinem Zelt und fühle mich müde und recht erheitert.
nach einer wirklich geruhsamen Nacht sitze ich dann am Morgen an der Sitzgruppe, die fast genau neben meinem zelt ist, koche mir Wasser für Tee, esse Brot und etwas Salami.
Danach baue ich das Zelt ab, gucke nochmal auf meinen Miniplan und mache mich wieder auf den Weg. Heute will ich mindestens bis xxx kommen, um dann den Tag darauf nach Tschechien rüber zu machen. Gestern abend hatte es in der Ferne mehrmals gedonnert und für heute ist eine Gewitterfront angesagt. Mal schauen, was das gibt.
In einem kleinen Café in Thaya trinke ich erstmal Kaffee und esse ein Hörnchen und überlege, vielleicht mit dem Bus etwas in Richtung Grenze zu fahren, aber da ist am Wochenende nix zu machen. Also schultere ich den Rucksack und gehe los. Aus der Stadt raus in Richtung Felder, irgendwohin werde ich schon kommen. Vielleicht kann man ja doch noch irgendwo eine Landkarte erwerben.
Im Ort versuche ich eine Karte zu bekommen, aber die drei Leute, die ich befrage, wo man hier sowas kaufen kann, sind sichtlich irritiert. Also mit dem Auto können sie mir sagen, wie ich fahren müsse, aber zu Fuß? und das bei dem Wetter? Und bei Landkarten, wo es sowas geben könne, da müssen sie auch passen. nu dann, dann ohne richtige Karte.
Ich habe mir ein paar Ortsnamen aufgeschrieben, als ich über mögliche Wege im net recherchierte und anhand von denen werde ich schon weiter kommen ohne die große Straße zu benutzen.
Obwohl die Sonne bereits vom Himmel knallt, wandere ich gut gelaunt los. Zuerst gehe ich in Richtung Niedereditz bis zu Kibitzhöfe, kreuze eine kleine Bahnlinie gleich mehrmals, teilweise scheint sie aufgelassen, aber eine Spur scheint noch in Betrieb zu sein.
Manchmal gehe ich über Feldwege, kleine Straßen, nur einmal muss ich die große Straße benutzen. Wenn man die Augen aufmacht, findet man durchaus auch so feine Wege zum Gehen.
Wenn es denn nur nicht so heiß wäre. Bei dem Wetter, was grad hier im Winter herrscht, kann ich mir diese Hitze überhaupt nicht mehr vorstellen.
Ich beschließe, dass ich dringend eine Rast machen und fort aus dieser Sonne muss. Das ist nur leichter entschieden als ein passender Platz gefunden. Endlich sehe ich Blau rechts vom Weg schimmern. Ich gehe eine kleinen Minipfad nach rechts hinein und komme auf einen kleinen Platz, fast direkt am Wasser. Ich werfe Rucksack etc von mir, setze mich auf das Gras und erhalte sogar etwas Schatten von Büschen und wenigen Bäumen.
Ein paar Schlucke Wasser, die Augen schließen und beinahe wäre ich eingeschlafen. Ich döse vor mich hin, aber leises Grummeln irgendwo hoch oben am Himmel erinnert mich die vorhergesagten Gewitter. Vielleicht ist es ja doch besser, weiter zu wandern. Vor allem, weil mein (wie ich dachte) reichliches Wasser langsam zur Neige geht.
Ich mache mich also wieder auf den Weg, weil ich hoffe, bald den Ort Peigarten zu erreichen, in der Hoffnung, dass es dort ein Gasthaus gibt, wo ich eine Kleinigkeit zu mir nehmen und Wasserflaschen auffüllen kann. ich erreiche peigarten und sehe hoffnugnsfroh auf der anderen Seite der Brücke ein Gasthaus. Nur leider macht es erst um 17.00 wieder auf, das ist mir nun doch zu lange.
Bisher war es mehr oder weniger flach von ein paar Anhöhen abgesehen. Aber nun geht die Straße unerwartet steil hoch. Nuja, da muss ich durch. Und ich latsche und latsche, versuche an andere Dinge als Wasser zu denken
Über eine zum Glück wenig befahrene Straße erreiche ich nach etlichen Kilometern dann Dobersberg. Dobersberg hat einige nette Plätze, Sträßchen, nur eine offene Gaststätten sehe ich nicht. arrgggh – ich brauche jetzt dringend Nachschub an Wasser Als ich in die Schlossgasse einbiege, sehe ich das doch recht imposante Schlossgebäude vor mir. Ich mache ein Foto vom Peigartener Schloss
und sehe dann auf der anderen Seite der Gasse einen Mann in seinem Garten arbeiten. Ich denk mir, Fragen schadet ja nix und gehe hinüber. Er schneidet gerade die hecke und ist erstaunt, als ich ihn anspreche, ob er so freundlich sei, meine Wasserflasche aufzufüllen, da ich keine offene Gaststätte gefunden hätte. Seine FRau ist aus dem hinteren Gartenbereich gekommen, sie schauen sich kurz an und sagen wie aus einem Munde: “aber natürlich, geben Sie doch her.”
ich reiche meine beiden Wasserflaschen und die Frau geht ins Haus. Als sie zurückkommt unterhalten wir uns noch ein wenig, ich werde gefragt, wo ich her komme und wo ich hin will denn heute noch. Als ich erzähle, dass ich aus St. Leonhard von einem Besuch zurück nachhause bin und ab Waidhofen gelaufen bin, schütten sie ob solchen Wagemutes den Kopf. Ob es nicht viel zu heiß sei? Ja, natürlich ist es zu heiß, aber das kann man ja vorher nicht immer so wissen, antworte ich. Ich frage, ob es wohl in Waldkirchen, wo ich nun hin will, irgend einen Platz gäbe, wo man ein Zelt aufstellen kann. Also so etwas gebe es dort überhaupt nicht. Aber eine Pension ist dort, ob ich vielleicht da schlafen wolle, weil es sei ein Unwetter angekündigt und da würden sie doch raten, nicht im zelt zu schlafen.
hm, ok. Pension wäre ja vielleicht ganz nett. Wieder eilt die FRau ins Haus, ich unterhalte mich währenddessen mit ihrem Mann über das Waldviertel und wie es mir hier gefällt. Sie kommt zurück und erzählt, sie habe angerufen und man werde auf mich warten und ein Zimmer freihalten. Sie beschreiben mir noch, wie ich am besten die große Straße vermeide, ich solle an der Musikschule recht einbiegen, dem Wegverlauf nach links, wieder rechts usw folgen. Das wäre ein sehr schöner Weg. Ich bin ganz gerührt von dieser FReundlichkeit und bedanke mich herzlich. Beide winken hinter mir her, als ich mich wieder auf den Weg mache.
Wie empfohlen biege ich in das kleine Sträßchen an der Musikschule und gehe dann ein längeres Stück durch ein Wädchen, dies ist unbeschreiblich erholsam, weil einen die Sonne nicht mehr verbrennen kann. Danach wandere ich über schmale Wirtschaftswege, die leider alle ashaltiert sind, durch die pralle Sonne und bin froh, genug Wasser zu haben und ab und an eine Trinkpause einlegen zu können. Es geht hier immer ganz schön hinauf und hinunter, normalerweise kein Problem, aber die dunklen Wolken am Himmel beunruhigen mich doch etwas. Ich will einige Fotos machen, aber der Akku hat seinen Geist aufgegeben, na, dann eben nicht.
Gerade noch rechtzeitig erreiche ich Waldkirchen und nach Fragen auch die Pension, bevor ein heftiger Gewittersturm losbricht. Also mit noch einmal in den Ort gehen und irgendwo etwas essen, daraus wird wohl nichts.
Als erstes springe ich unter die Dusche und lege mich dann auf das Bett und schaue den Blitzen zu und einer irren Wasserflut, die vom Himmel kommt.
Wasser trinkend, den Rest Salami und ein halbes Brötchen essend verbringe ich den Abend und wandere mit dem Finger auf der Tschechienkarte in Gedanken weiter.
Aber alt werde ich heute nicht, bald schon schließe ich die Gardinen und schlafe den Schlaf der Ungerechten ;).
Der nächste Morgen sieht bedeckt und trüb aus, es ist immer noch heiß und stickig. Ich genieße es aber, mich nicht ums Frühstück kümmern zu müssen.
Der Frühstücksraum ist mit allerlei Jagdtrophäen geschmückt, mehrere Schützenkönige waren/sind hier wohl zuhaus.
Das Ambiente ist nicht so wirklich meins, aber das muss es ja auch nicht.
Nach einem freundlich “Auf Wiedersehen” mache ich mich auf meinen Weg. Wenn mich nicht alles täuscht, muss ich die schmale Straße hoch zum Hügel gehen und gelange dann irgendwann auf den Graselweg. Das ist ein Wanderweg, der auf beiden Seiten der GRenze entlang führen soll. Autos und Menschen sind nicht zu sehen, offenbar ist am Sonntag noch weniger los unterwegs als während der anderen Tage.
Der Thaya habe ich längst Lebewohl gesagt, in Dobersberg habe ich sie bewusst zum letzten Mal gesehen. Sie wird meinen Weg nicht mehr kreuzen, weil sie in Richtung Osten fließt, bevor sie dann nach Norden hin die tschechische Grenze überfließen wird. Mein Weg führt fast direkt nach Norden in Richtung Slavonice.
Am Waldrand entlang komme ich nach SChönfeld, ein nettes ruhiges Örtchen mit einigen wirklich schönen Häusern,
verlasse es dann Richtung Nordwesten auf einer schmalen Fahrstraße, die bis zur großen grenzüberschreitenden Straße führt. Auf diesem Foto verläuft irgendwo die Grenze, es ist eine ruhige, fast sanfte Landschaft.
Ich quere die große Straße und gehe in Richtung einer Mühle, die bereits zum Graselweg gehören soll. Zum Glück habe ich mir ja diverse Namen aufgeschrieben und so ist es recht einfach, sich zu orientieren. Erst führt der Weg durch die Felder und dann geht es in einen schönen Wald. Die Sonne ist etwas heraus gekommen und ich genieße den Duft der Bäume, die nach dem gestrigen Gewitter frisch und würzig duften.
Es scheint, ich war/bin auf dem richtigen Weg gegangen. 😉
Ich komme wieder an die Straße zum Grenzübergang. An der Seite verläuft ein Radweg, dem ich bis zur Grenze selber folge. Bereits von weitem fängt eine Inschrift an einem Zaun mein Auge, leider gelingt mir das Foto nicht.
Ich lese eine Tafel, worauf steht, was es damit auf sich hat und gehe hinüber auf die andere Seite.
Grenzprojekt
und nochmal Grenzprojekt
Das Grenzgebäude ist verlassen, selbst die Waschräume sind verschlossen. Ein paar meter weiter an der Straße steht ein Container mit einer Geldwechselstube. Ich wechsle ein paar Euro und der Mann am Schalter wünscht mir einen schönen Aufenthalt in Tschechien.