Tagessuppe – alt

In einer längst vergangenen 😉 Zeit habe ich einmal ein Projekt begleitet, welches sich Tagessuppe nannte. An diesem Projekt konnte jeder teilnehmen, es ging darum, Momentaufnahmen, Gedanken, Tagestexte zu schreiben und sie mit den anderen zu teilen und aneinander zu reihen.

Letztens stolperte ich wieder über diese alten Textfragmente und ich beschloss zumindest die von mir geschriebenen zu “retten” und hier  einzustellen. Und vielleicht auch für mich zumindest erneut zu beleben.

22.01.2006
Ich fühle mich so leicht und beschwingt. Bald werde ich wieder den Weg gehen, den ich die alte Straße nenne. Durch die Berge, an Bächen und Wasserfällen vorbei. So weit geht der Blick vom One-Man-Path, manchal scheint es, als wäre der Blick auf die Ferne alles was ich brauche zum glücklich sein. Sanfter Regen wird mich tränken, mannigfältiges Grün mein Auge heilen, dass so müde oft ist von den Gesichtern der Menschen. Der Gesang des Windes, mal sanft, mal zornig wird meine vom Großstadtlärm gequälten Ohren trösten.
Bald!

24.01.2006
Mein Kopfkino beschäftigt sich mit lauter alten – längst vergessen geglaubten – Kontroversen. Doch sie brechen unter neuer Prämisse wieder auf, recken vorwitzig ihr Haupt und fordern mich erneut zum Kampfe auf.
Ich jedoch bin es müde, immer wieder die gleichen Abwehr/Angriffsgefechte zu führen, versuche mich diesen Dingen zu entziehen. Ich bin keine Kämpferin um des Kampfes willen. Ich mag nicht mehr um Rechte streiten, die mir doch eigentlich originär sind. Ich nehme sie wahr, diese Rechte, wenn du das nicht akzeptierst, ist es deine Schmach. Warum kann Mann die Akzeptanz, die er selber für seine Meinungen einfordert, nicht auch Frau zugestehen?
Niemandem zuliebe werde ich zum Weibchen mutieren, die mit der Macht ihrer Tränen und Hilflosgetue Beschützerinstinkte weckt.
Ich zeige jederzeit meine Schwächen, nie aber werde ich meine Stärken verleugnen, um genehm zu sein!
Das ist nicht mein Weg.
wahre FReiheit ist es, von solchen Gedanken nicht mehr gequält zu werden. Wer weiß – vielleicht bald.

27.01.2006
seltsam durch gelebte eigene Geschichte zu wandern. Bitterkalt war es, als ich durch unseren alten Park ging. Als Kind habe ich dort gespielt, der Findling auf dem wir drei Schwestern kletterten, erschien mir so hoch, kaum erreichbar für mich. Irgendwo in einem fernen asiatischen Land muss es noch ein Foto geben, auf dem drei kleine Mädchen auf einem Felsbrocken sitzen. Ein Kittelschürzenkleid trug ich, das weiß ich noch. Das war ganz neu und ich kam mir so schön vor. Ich musste doch schön sein, wenn ein fremder Mann mit asiatischen Gesichtszügen mich fotografieren wollte. Er erschien mir so fremd, so einen Mann hatte ich noch nie gesehen, aber ich fasste gleich Zutrauen, als er in holperigem Deutsch mit mir sprach. Ich muss noch klein gewesen sein, 5 oder 6 und ging ja noch nicht zur Schule

Dieser Park, so viele Erinnerungen sind dort. Bitterlich habe ich geweint, als meine eine Schwester, die so gut klettern konnte, um meine neue Puppe bat und sie oben auf einen riesigen Baum versteckte. “Ich geb sie ja gleich wieder”, rief sie. Doch dann spielten wir Fangen, rannten immer um die Bäume herum und erst daheim fiel es uns wieder ein. Am nächsten Tag suchten wir und suchten, aber in dem kleinen Wäldchen war dieser besondere hohe Baum nicht mehr zu finden, er war verschwunden und ich überlegte allen Ernstes, ob es vielleicht ein Zauberbaum war, der Puppen oder Kinder mitnahm. Da war ich froh, dass es nur die neue Puppe war. Meine Schwester hätte ich mehr vermisst. Und ich hatte ja noch meine heißgeliebte alte Schildkrötpuppe.
Fotos vom Stein habe ich gemacht, erst erschien er mir so niedrig, so unscheinbar. Ich streichelte über die glattgerutschten Flächen und meine Finger suchten die Höhlung, in der ich mich sicher fühlte, sicherer als oben auf dem hohen Rand. Die Fingerspitzen froren nahezu fest und als ich mich wieder trennte, erschien mir der Fels so hoch wie in der Erinnerung.

31.01.2006
Ich war so froh und bin so traurig nun.
Worte müsste man verbieten, nur Gesten sollten uns verbinden. Gesten, die man mit Händen “tut”, Lächeln aus den Augenwinkeln, einmal in den Arm genommen, das besagt viel mehr als die Aneinanderreihung von Konsonanten, Vokalen, Silben.
Worte sind trügerisch, streiten kann man nur mit Worten, nicht mit meine Hand in deine nehmen, meine Lippen auf den deinen spüren.
Wer will schon wissen, was Morgen ist.

31.01.2006
Angst – zu dem Thema habe ich mir in letzter Zeit häufiger Gedanken gemacht. Welche Rolle spielt sie in meinem Leben. Spielt sie eine?
8 oder 9 war ich, als ich vom Spielen kam und ins Haus gehen wollte. Und ein Mann sprach mich an, ich hielt ihm die Tür auf, weil ich dachte, er wolle jemand im Haus besuchen. Doch er drängte mich an die Wand und grappschte mir zwischen die Beine. Ich trat um mich und sagte : Ich schreie ganz laut, lass mich los. Lass mich los.
Er schlug die Haustür hinter sich zu und ich rannte die ganzen vier Etagen hoch zu unserer Wohnung. Als meine Mutter mir öffnete, fiel ich mehr hinein, als ich ging.
Ich sagte nur – da ist ein Mann. Ich muss eine solche Panik ausgestrahlt haben, dass sie mich der Nachbarin förmlich in die Hände drückte und hinunter lief. Ich weiß nicht, was sie gemacht hätte, wenn sie ihn noch angetroffen hätte, aber ich hatte noch nie in ihrem Gesicht einen solchen Zorn gesehen. Sie kam wieder hoch und tröstete mich, ich weiß nicht mehr, was sie sagte. Wenn ich die Augen schließe, kann ich immer noch ihren Zorn hochholen. Ihren Zorn der mich beschützt.
Später lernte ich die Angst in einer akuten Situation bedeutungslos werden zu lassen, indem ich mein Ich, meine Gedanken still lege, innerlich regungslos werde, mich einfach gefühlsmäßig ausblende aus dem Geschehen. Ich funktioniere, ob es die zerreißende Angst wegen einem Kind ist, die ich zum Glück erst zweimal erlebte, handele, gehe, mache dies und das, was nötig ist. Oder ein Sturm, der mich vielleicht über die Klippen wirft.

Nur einmal hat es nicht gewirkt oder nein – es hat zu gut gewirkt. Ich war nicht mehr existent, ich war so weit aus meinem Körper gewichen, aus mir selbst, weil die Gewalt, die man mir antat nicht mit Zorn verscheucht werden konnte.
Niemand merkte, dass ich nicht mehr da war. So lange man funktioniert, fällt es nicht auf.
Bis ich mich irgendwo fand und beschloss, mich nie mehr wieder zu verlieren.
Nein, ich gehe recht angstfrei durchs Leben, bis auf die eine Angst – mich wieder zu verlieren.

03.02.2006
Ungerechtigkeit macht zornig, so zornig, sogar mich, obwohl es lange braucht.
Warum reicht es nie, dass man versucht, was geht zu geben. Warum ist es nie genug?
Ich bin des Kampfes müde, ich war noch nie eine begeisterte Kämpferin, doch die Alternativen peinigen mich.
Ich kann keinen Kurs sehen, der zu steuern ist, keinen, bei dem ich mich nicht wieder verlieren würde.
Ich will die bitteren Früchte des Winters verbrennen und die Märzenbecher mit Honig füllen.

08.02.2006
Wie kann die Sehnsucht nach FReiheit so schmerzen, dass manch anderes Gefühl davon überdeckt wird, wie kann sie so quälen, dass man nichts anderes mehr erträumen mag. Schon als Kind, Heranwachsende war Freiheit immer das Thema, dass mich Nächte lang nicht schlafen ließ. Doch ich lernte: man fesselt sich immer alleine. Ich fesselte mich so gut, dass da kein Weg mehr war hin zu mir selbst. Vielleicht liegt die Unfreiheit ja nur in einem selber.

Zeit ist ein Schiff auf der Dünung der Barentsee. Wer den Strudeln vertraut, verliert die freie Sicht auf das Wesentliche.

09.02.2006
mir ist heute so fröhlich. Obwohl mich der Wecker nach nur kurzem Schlaf aus dem Bett warf, könnte ich singen und tanzen. Meine Büro hat nur zu viele Möbelecken und deswegen tanze ich nur in Gedanken.

Was für ein wunderschöner Morgen, das Blau des Himmels – von wenigen Wolkenfäden durchwandert – lässt mich aus dem Fenster schauen, Arbeiten kann ich gleich noch.

20.02.2006
Zu wissen, was man will und warum und wenndennschon gegebenenfalls wie, ist ein kompliziertes Ding im Leben.

Frage jemanden, was er will und er wird ausweichen – was meinst du damit und in welchem Zusammenhang?

Pflücke man eine eventuelle Antwort auseinander:

Ich will glücklich sein.

Ich – wer bist du? und wie bist du? und warum bist du das, was du bist?

Dieses ich will also glücklich sein? Was ist glücklich sein? Ist das etwas, was man essen, trinken, hören, schmecken, also konsumieren kann? Ist es etwas, was das ICH “machen” muss, ist es Arbeit, Kunst, ein kreativer Akt?
Was ist das Glück, welches man erlangen kann? Und wenn man es errungen hat, wie kann man es halten? Kann man oder will man es “fest”halten? Spricht nicht allein schon der Wunsch des “fest”halten müssen dagegen, dass man ein solches Ziel erreichen kann?

Vielleicht bestellt man besser eine gut abgemessene Dosis Glück in leicht aufbrauchbaren Portionen auf Raten im nächsten Internetkaufhaus!

20.02.2006
wenn man lang genug sucht… 😉

Hier einer meiner Lieblingsstellen von Hermann Hesse

[QUOTE]… das Wort Glück. Es ist eins von den Wörtern, die ich immer geliebt und gern gehört habe. Mochte man über seine Bedeutung noch so viel streiten und räsonieren können, auf jeden Fall bedeutete es etwas Schönes, etwas Gutes und W+ünschenswertes. Und dementsprechend fand ich den Klang des Wortes.
Ich fand, dieses Wort habe trotz seiner Kürze etwas erstaunlich Schweres und Volles, etwas, was an Gold erinnerte, und richtig war ihm außer der Fülle und Vollwichtigkeit auch der Glanz eigen, wie der Blitz in der Wolke wohnte er in in der kurzen Silbe, die so schmelzend und lächelnd mit dem GL begann, im Ü so lachend ruhte, und im CK so entschlossen und knapp endete. Es war ein Wort zum Lachen und zum Weinen, ein Wort voll Urzauber und Sinnlichkeit; wenn man es recht empfinden wollte, brauchte man nur ein spätes, flaches, müdes Nickel- oder Kupferwort neben das goldene zu stellen, etwa Gegebenheit oder Nutzbarmachung, dann war alles klar.
Kein Zweifel, es kam nicht aus den Wörterbüchern und SChulstuben, es war nicht erdacht, abgeleitet oder zusammengesetzt, es war EINS und rund, war vollkommen, es kam aus dem Himmel oder aus der Erde…[/QUOTE]

ja, so ist das Glück!

22.02.2006
Manchmal sehne ich mich schier verzweifelt danach Langeweile zu haben. Vielleicht verwechsele ich sie ja mit Muße? Mit Zeit, die nicht hetzt und rast sondern lang wird.

Ich erinnere mich an meine erste Reise ganz allein. Nach Irland sollte es gehen, zum ersten Mal. Flüge waren zu teuer, wer flog 1974 schon dorthin? Also brachte mich der Zug von Duisburg nach Zeebrügge, danach die Fähre nach Dover, der Zug nach London, der nächste nach Swansea und wieder die Nachtfähre nach Cork in Irland. Und es war die Zeit, das Warten überall und stundenlang, die diese Reise zusammenhielt. Der Weg ist letztlich wirklich das Ziel.
Meine zwei Bücher steckten im selbstgenähten Rucksack, meine Finger schienen zu gelähmt, sie herauszuholen und so schaute und schaute und wartete und wartete ich. Menschen, Landschaften, Häuser zogen am Zugfenster an mir vorbei. Dazwischen immer wieder Wartezeiten an Bahnhöfen, Fähren, niemand zum Reden dabei. Aber auch keine Lust darauf, überhaupt den Mund zu öffnen, außer fürs Trinken und Atmen.

Auf die Corkferry wartete ich 6 Stunden. Ich ging den Kai entlang und suchte mir ein Fleckchen Gras, wo ich die SChiffe beim Ein- und Auslaufen beobachten konnte und legte mich lang hin, den Kopf auf den verschränkten Armen. Es schien mir als ob die Zeit in Tropfen vom Himmel fiel und ich fragte mich : langweile ich mich oder was ist das?
Die Zeit nahm in meinem Kopf einen solchen Platz ein, dass ich zu nichts anderem fähig war, als ihr zuzuschauen, wie sie verging. Im allerletzen Moment ging ich erst an Bord der Fähre und fiel in meiner Koje in einen traumlosen SChlaf, an dessen Ende wie ein Geschenk das Einlaufen in den Corker Hafen lag.
Langeweile oder lange Weile?

23.02.2006
als ich ein kleines Mädchen war, habe ich wirklich geglaubt, dass die Welt rund ist und die meisten Menschen liebenswert. Ich hatte zwar manchmal kritische Stimmen in mir zu besänftigen, die meinten, so wunderbar könne das doch alles nicht sein. Eine gesunde Portion Skepzismus war mir offensichtlich schon immer eigen.
Eine der vielgeliebten Illusionen meiner Kinder- und Jugendzeit war die von der selbstverständlichen Gleichheit des Menschen. Ich wäre z.b. nie im Leben auf die seltsame Idee gekommen, dass man andere Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer Rasse anders behandeln, missachten oder gar töten könnte. Oh ja, ich habe immer viel gelesen und Geschichte war das mich faszinierende Ding, aber das war doch alles so lange schon vorbei und die heutigen Menschen lebten aufgeklärt und miteinander überwiegend in Frieden.
Als ich zum ersten Mal als junges Mädchen sexistisch angemacht wurde, brach zwar für mich keine Welt zusammen. Ich dachte aber, das sei ein Einzelfall, wie ich gelernt hatte, gab es ja immer und überall mal irgendwelche seltsamen Menschen, die dem Gestern verhaftet waren. Sprüche wie: “sowas macht ein Mädchen nicht” habe ich im Elternhaus nie gehört, da war es einfach selbstverständlich, dass wir alles machten und durften, so weit es generell vertretbar war. Wenn es einen Spruch oder eine Maxime in meinem Elterhaus gab, dann diese: Die eigene FReiheit findet immer ihre Grenze in der Freiheit des anderen.
Aber die Welt da draußen war doch schon recht anders, ich lernte jedoch schnell für meine Rechte einzutreten, ich nahm sie mir und wo man sie mir verweigern wollte, erstritt ich sie mir. Obwohl ich immer mehr für andere als mich kämpfte. Meine Lieblingslehrerin sah das oft mit Missbehagen und meinte: “du wirst dir eines Tages noch an der Realität den Kopf einhauen und das für andere. Kämpfe wenn schon für dich selbst.” Das hätte ich aber als egoistisch betrachtet und die Dellen, die ich mir im Laufe der Jahre holte hielt ich für unvermeidbar.
Tja, goldene Jugendzeit, wo man noch glaubt, die Welt positiv verändern zu können und dass man mit Logik und sachlicher Argumentation zu überzeugen vermag.

Heute hingegen macht mich meine Machtlosigkeit oft fürchterlich zornig. Wenn ich gerade bei Menschen die ich mag auf langst abgehakt geglaubte Vorstellungen stoße, wenn Argumente nicht gehört sondern im Reflex abgelehnt werden, überkommt mich Mutlosigkeit, nein nicht Mutlosigkeit sondern Resignation.
manchmal glaube ich, ich sollte endlich lernen, nur in meinem Kopf zu leben.

26.02.2006
manchmal schmecken mir die Zutaten meiner Tagessuppe nicht. So viele unterschiedliche Bestandteile, die kein wirklich homogenes Tagesgericht hervorbringen.
So viele Stunden habe ich geschlafen, aber immer noch bin ich zutiefst müde. Der nicht weichen wollende Winter, der heute mit Schnee und Eisregen den Himmel verdeckte. Die verquere Gedanken zu Freundschaft in meinem Kopf die mit überkochenden Nudeln nicht richtig harmonisieren wollten.
Manchmal scheint es mir, als ob ich Freundschaft anders sehe als manch anderer. Kann Freundschaft durch einen Satz oder eine Meinungsverschiedenheit beendet sein?

Und doch ein freundliches Wort, das mittendrin beglückt.
Es braucht so wenig und doch so viel. Ich kann aber immer nur das Jetzt leben und das Dann lässt sich erträumen. Vielleicht sollte ich mehr träumen. Von leichten, luftigen Dingen, von der großen Weite, die ich bald durchwandern werde. Das sind Dinge, die niemand mir nehmen kann.
Die ich sind.
schlafen

28.02.2006
… und wenn ich dir den Regenbogen schenke,
liebst du mich dann?

02.03.2006
seine eigenen Gesetze zu haben, ist gut. Nach seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten zu leben noch besser. Manchmal verliert sich jedoch der Weg im Dickicht der Realität. Dann ist es gut, den Wind der von der Küsten kommt zu spüren, zu riechen. Wie die polynesischen Seefahrer sich nach den Sternen und nach den Gerüchen und Winden des Meeres orientierten, so treibt mich der Wind dorthin, wo meine Bestimmung ist. Das ist kein passives Treiben (lassen), es ist ein Ausnutzen der Windverhältnisse, der Luftwirbel und Strömungen. Die bestehenden Möglichkeiten, die die Elemente schaffen, verwenden um den eigenen Gesetzen, der eigenen Stimme zu folgen.
Bald schon, bald werde ich ins Boot nach Clear Island steigen, die Wege gehen, die ich vor langem ging. Und wieder in den Wind umtosten Klippen meine Freiheit finden.

04.03.2006
eder andere Tag ist verschieden? Jeder Weg änder sich ständig. Oder ist es dann nur die Wahrnehmung?
Habe einen viel von mir begangenen Weg um den See anders gesehen. Bereits als ich das große Eisentor hinter mir schloss und die Straße hinunterschaute, merkte ich dass ich hinaufschaute. Niemals zuvor war mir so eindringlich bewusst, dass sie leicht bergan führt bis dorthin, wo es am Friedhof vorbei zum See hinuntergeht. Und ich staunte, weil mir das so eindeutig erschien. nachdem ich einen Teil des Weges zurückgelegt hatte, drehte ich mich um und wirklich, die Straße ist zum Platz hin abschüssig. Es beruhigte mich sehr, dass mein üblicher Gang um den See nicht so absonderlich anders war, bis auf das Eis, welches ihn bedeckt. Es reicht bis zur Insel auf der immer die SChwäne im Frühling nisten. Unwillkürlich frage ich mich, ob es weiterhin hier Schwanenkinder geben wird. meine geliebten Schwäne sterben überall.

Grünfinken und Blaumeisen begleiteten mich, tschilpten und sangen, als ob es doch schon Frühling wäre.
In mir ist es Winter, aber vielleicht bin ich ja der Weg, der sich ändert.

06.03.2006
seltsamer Tag das. Stimmungschaos, Wetterchaos, Gedankenchaos, Arbeitschaos, auch hier in meinem Raum bleckt mich das Chaos mit gelben Fangzähnen an.

Stück für Stück – langsam – ordne ich – Geschirr in die Küche, Abfall in den Hof, Wäsche auf einen Berg, Bücher und Landkarten ins Regal, Kontoauszüge in den Ordner.
Dabei ordne ich Detail für Detail das Chaos in meinem Kopf, sortiere: Belangloses, das eine oder andere liebe Wort, Ärgerliches, Lächerliches, Gedankenstränge über FReundschaft, Sinn und Nichtsinn von Metaphern wie Gerechtigkeit, Glück, Freiheit.
Zugeschnürt hatte man mir das Päckchen, bis die Einzelheiten ihre Konturen verloren hatten. Aber nun lege ich Wort für Wort, Gedanken für Gedanken, Gefühl für Gefühl aus, bis sich ein Flickenteppich daraus webt.
Mal ist das Muster eng, mal tanzt die Luft in den weiten Maschen, dann laufen verschlierte Fäden quer und vorwitzig eigene Wege.
Doch es ergibt trotzdem eine Einheit, es gehört bei- zueinander, eines bedingt das andere. Und ich sehe dem zu, erkenne, dass dieses Muster das meinige ist.

07.03.2006
Es gibt Tage, da wache ich frohgemut auf, eingekuschelt in meine Decken, ein schnurrendes Fellbündel auf der Schulter und alles ist gut.
ein, zwei Minuten lang dieses Glücksgefühl auskosten, langsam wachwerden, die verschiedenen Geräusche unterbringen. Vorsichtig ein Auge öffnen. Dann das zweite. Als ob ich es nicht wüsste, es ist das schwarz-weiße Fellbündel, welches mir leise ins Ohr schnauft. Das andere, mehr honig-braun-grau-bernsteinfarbene steht neben meinem Kopf und blickt mich aufmerksam an, gibt es gleich Frühstück?
jaja, gleich. wie schön sind diese letzten faulen Minuten vor dem Aufstehen.

10.03.2006
Schnee fällt in dicken weißen Flocken auf Dächer, Straßen, hüllt die Bäume ein, das Grün des Rasens und die Zweige der Büsche. Krokusspitzen werden zugedeckt, abgedeckt. Der Blick aus meinem Küchenfenster lässt mich zweifeln, ob ich da hinaus will.
Ich öffne das Tor und schaue. Wind kommt auf, in wildem Tanz wirbeln die Schnellflocken durch die Staßenschluchten, kaum mehr erkennbar sind Bäume und Gebäude am Fehrbelliner Platz. Erst schnell, dann immer langsamer gehe ich über die Straße, über de Platz, bleibe auf seiner Mitte stehen. Leute eilen an mir vorbei, ich recke mein Gesicht dem grauen-weißlichen, immer heller werdendem Himmel entgegen und lasse mich zuschneien.

11.03.2006
ich lösche überflüssiges, mal hier und ab und an dort. Zerreiße einen Brief, verbrenne ein Foto, das nichts mehr aussagt. Die Tüte voll Darlings, geschickt in der mail, die du ob deiner zeitweilgien Abwesenheit schenktest.
Mit schwarzer Kohle ziehe ich Striche durch den tiefen Schnee , decke die Frühlingsblüher endgültig zu.
Es wird keinen Frühling geben, das Leben wurde eingestellt als nicht mehr interessierende Variante.
Nein, ich baue keine Scheiterhaufen für überflüssiges, ich baue Hügel aus verloren gegangenen Dingen, Schnippseln meiner Anwesenheit in deinem Leben. Den Ehering, den ich in den Abfalleimer warf, Urkunden einer zerrissenen niemals gewesenen Zweisamkeit. Gefühle der Liebe und des Hasses, TRauer, Zorn.
Wieviel an letztlich unnützen Dingen zusammen zu tragen ist. Auslese, Auswahl eines Lebens.
Wobei das DU austauschbar ist, nicht weil ein Du generell austausachbar wäre, nur ein Leben beinhaltet mehrere Wege und Gegenüber.
Der Schnee verdeckt die Berge, nivelliert Unterschiede.
kein Leichentuch, aber ein verwischendes, gleichmachendes Element.
Und das ist es, was ich will.

14.03.2006
Ein Traum: ich tauche hinab, die Kraft der Wellen ändert meinen Kurs, aber je tiefer ich dringe, desto sanfter streifen sie über meine Haut. Ich entkomme der Hitze in die atemlose Kühle der beginnenden Nacht. Ich liebkose den rauen steinigen Sand, sickere in ihn, löse mich auf.

14.03.2006
mein Leben ist mein Haus. Manchmal wohne ich in ihm.
Oft aber verlasse ich die Mauern meiner Einsiedelei und wandere die Wege, die von hier nach dort führen. Lasse meinen Blick von den Fuchsienhecken fangen, sauge das Blaugrüngrau des Meeres auf.

Aber am liebsten habe ich den Wind. Überall in meinem Haus kann ich ihn hören, er ruft nach mir, will mich forttreiben wie die peitschenden Regengüsse, damit die Sonne Regenbögen auf die Tropfen malen kann. In den Klippen singe ich mit ihm, nur die Steine hören mich dort und der Wal, der sich weit draußen auf dem Meer seinem wilden Tanz hingibt.

mein Leben ist mein Haus. Manchmal reiße ich die Wände ein, ziehe Luftmauern, bemale sie mit duftigen Blumen, lasse meine Hände Hieroglyphen schreiben, weil mein Mund die Aussage verweigert.
mein Leben ist mein Haus. Manchmal ziehe ich die Türe leise hinter mir zu und gehe.

19.03.2006
uralt – nein, ich fühle mich nicht uralt.
ich fühle mich nicht einmal alt. Beim Blick in den Spiegel überkommt mich Gelächter, wer ist diese Frau mit mehr grauen als schwarzen Haaren, dicklich gewordenem Gesicht, Ringen unter den Ringen unter den Augen, graugrün manchmal verschleierten Augen? Bin das ich?
Dann erkenne ich mich in einem Zwinkern, einem skeptischen Blick, dem plötzlichen Lachen.
Ist doch egal, wer das ist und nicht wichtig, wer mich so sieht, wer glauben will, dass dieses Gesicht im Spiegel mein Ich ist, der soll es glauben.
Ich bin der Wind auf meinen Wangen, der felsige Weg unter meinen Füßen, der Regen aus meinen Augen, die gleißende Sonne, die sich in meinen Wimpern verfängt.
Jeder Mensch ist ein eigener Kosmos und wer niemals hinter den SChein blickt, ist blind.

20.03.2006
was gibt es schöneres als ein Küchentisch voll Landkarten?
Zu lesen, zu planen, wieder zu verwerfen, nachlesen über WEge, mit den Augen die Pfade ausmessen, überlegen, ob es wirklich Gamaschen braucht, um durch Bäche zu waten, weil es nicht überall Trittsteine gibt. Und dann wieder ein Foto im Wanderführer, wo ich denke: whowww…. da muss ich lang, das will ich sehe!
Zwischendurch mal den Rucksack rausholen, shit, da muss ne Naht verstärkt werden und wie pack ich das Zelt am optimalsten ein. Weil das letzte Mal war das doch recht unausgegoren. Und der Brenner, tuts noch der alte, obwohl er fast auseinanderfällt.
Urlaubsplanungen am Sonntag.

24.03.2006
de nada, macht nix, no worries.
Is echt nicht schlimm, dass du mich verletzt. das Leben is halt wie es is. Is schon cool und egal, anyways….
or anyhow. Jaja, ich weiß, unfair, englische Sprüche reinzuhauen, wer versteht das schon. glaub mir, mehr als du denkst, honey.
hab vorhin laut gesungen oder eher gegröhlt: stand by me
but
dear, ich weiß, niemand steht zu einem. wäre ja auch eine lustige Variante zwischenmenschlicher Beziehungen. Stelle dir vor, jemand greift dich total unberechtigt an und tatsächlich sagt einer : STOPP
eben, gibt es nicht, weiße Ritter/innen oder auch leicht graue sind einer irrwitzigen Illusion geschuldet, existieren aber nicht in der Realität.
Wie sagte einer meiner besten FReunde:
Du kannst dich nicht darauf verlassen, dass jemand deine Partei ergreift. Was ist von solchen Zielen zu halten, die du nicht allein und voller Vehemenz anstrebst?
Nichts sagte ich – und – wäre aber schön, belebend, ermutigend, es wäre zu Tränen rührend, wenn es jemand da gäbe in der weiten Welt, der zugibt, dass er meine Sicht der Dinge teilt.
Auch wenn die Hoffnung angeblich zuletzt stirbt, ich habe solche nicht.

02.04.2006
Warum reden – wenn man doch schweigen kann.
Warum denken – wenn man doch glauben kann
Warum zerbrechen – wenn man doch funktionieren kann.

Ich will nicht mehr schweigen, ich kann nicht mehr glauben und ich weigere mich zu funktionieren.

03.04.2006
“Du schaust heut so mürrisch”
“Jo, dann ist das eben mal so”
“Du hast doch sonst immer gute Laune und ein Lächeln auf den Lippen”
“ahja, heute ist mir eben ausnahmsweise mal anders”
“ja, ihr allein erziehenden Mütter seid immer so launisch”
“hääääh, ich dachte, ich bin sonst immer so gutgelaunt? Widersprechen sich wohl etwas die Aussagen”
“ja,ja , die Probleme mit den Kindern. Ist nicht gut, wenn sie ohne Vater aufwachsen”
”   ” beredtes Schweigen
“sag mal, redest du nicht mehr mit mir? Du bist ja heute mal unfreundlich. Also, ich hoffe, du bist morgen besser gelaunt.”
“Tja, sage mal, ist das hier Pflichtveranstaltung oder was”

05.04.2006
Und so geht nun der Tag zu Ende, an welchem vor 19 Jahren mein erstes Kind geboren wurde.
Wo mögen wir wohl alle in weiteren 19 Jahren sein? War ein seltsamer Tag heut, aber gerade haben wir noch beieinander gesessen und einen Whiskey zur Nacht getrunken. Das war schön.

Morgen ist ein neuer Tag.

07.04.2006
bei Freunden gesessen, einen tollen Kaffee getrunken, ein paar Antipasti, Brot gegessen, Wasser und ein Glas roten Wein getrunken.
Geredet, geschwiegen, gelacht, Trauriges, Fröhliches, Alltägliches erzählt.
That is: what friends made for

17.04.2006
Die Geschichten sind alle bereits geschrieben. Nur die meine nicht. Weil nur ich Ich bin und meine Gedanken Wege gehen, die nur ich kenne.

Heute dachte ich über menschliche Schönheit nach, wie man sie definieren könnte und fand keinerlei Maß, welches mir geeignet erschien. Ich habe so oft gehört, gelesen, welche Wichtigkeit das eigene Aussehen für viele Menschen hat und fand keinen Tag und keinen Gedanken, den ich als Mädchen und Frau daran verwendet hätte. Ich sah mich weder schön noch hässlich und ich konnte mir keine Vorstellung machen, dass andere mich anders empfinden würden als ich mich selbst. Ich war einfach nur ich.
Und das war alles, was ich mir wünschte.

Wie oft hörte ich Unverständis, wenn ich über mir Wesentliches sprach. “Du denkst so seltsames”, sagte eine Freundin von mir oder ein Freund: “du denkst nicht wie eine Frau”. Wobei ich mich verwundert fragte, wie denn er darüber zu urteilen vermochte. Wie dachte eine Frau?
Ich denke wie ich und nicht wie eine Frau oder ein Mann. “Bin ich nicht originär in meinem Denken? Ist das nicht jeder?”

02.05.2006
Ich versuche mir klar zu werden, ob Wahrheit und Wahrhaftigkeit etwas Gleiches, Gegensätzliches, sich Bedingendes sind.

Das Verschweigen der Wahrheit kann die größte Lüge überhaupt sein. Nicht jede Wahrheit jedoch darf gesagt werden.

Lebenslügen ersticken alles, nehmen alle Möglichkeiten aus einer Situation.
Ich kann das nicht begründen, weder lgogisch noch sonstwie, aber Wahrhaftigkeit ist mir wichtiger als Wahrheit.

02.05.2006
Lüge kann sicherlich gnädig sein, sie kann aber trotzdem falsch sein. Weil – es kommt auf denjenigen an, der sie empfängt.
Ich weiß nicht woran es liegt, vielleicht daran, dass ich recht simpel bin. aber ich lüge ausgesprochen selten. Vielleicht weil ich nicht “gelernt ” habe, dass man die Wahrheit nicht sagen darf.

Auf jeden Fall hat sie auch mit Vertrauen zu tun. aber auch mit Selbstachtung. – die Wahrheit natürlich – zwinkern
hm

02.05.2006
es gibt Dinge, die ich in mich verschließen muss.
Einmal habe ich einem Menschen so sehr vertraut, dass ich in allem offen und ehrlich war. ich habe mich so sehr preisgegeben, diese Freundschaft war das Kostbarste, was ich je erlebt habe. Diese Freundschaft hat mich sehr viel gelehrt, als sie nach Jahren zerbrach, brach etwas ganz Wesentliches für mich.
Ich kann auch weiterhin Freundschaft schließen, aber bestimmte Dinge sind nicht mehr möglich.
Diese Freundschaft, in der ich wahrhaftig sein durfte, war so sehr viel wichtiger als   meine vor längerer Zeit zerbrochene Ehe.
shit,  wie komme ich von Wahrheit auf Freundschaft? hm

07.05.2006
Führen wir nicht alle seltsame Leben?
Was von dem, was wir so tagtäglich (er)(über)leben, ist von uns wirklich selbstgewollt?
Wenn ich so lese, was von außen aufoktruiert ist, was den Lebensumständen geschuldet ist.
Wo sind wir da? Wo seid ihr? wo bin ich?

Für mich weiß ich, dass ich SO nicht leben wollte. Meine Ziele haben nichts damit zu tun, wie die Routine es mir aufzwingt. Reicht es schon aus, irgendwann mal die eine oder andere Entscheidung falsch getroffen zu haben?

Gibt es überhaupt die Möglichkeit der Umkehr?
Ich nehme immer kämpferisch für mich in Anspruch, dass nicht eines Tages nur sondern bald der Zeitpunkt gekommen ist, dass ich lebe, wie ICH es will!!

Was mache ich, wenn das nicht gelingt. Obwohl Scheitern mir unerträglich klingt, kann ich als verständiger Mensch nicht ausschließen, dass es anders kommt.
Würde meine Persönlichkeit, mein Ich, mein Selbstverständnis das ertragen?

11.05.2006
Mit Arbeit vergehen die Tage, ich schreibe, teste, teste, schreibe und bin froh um jede Sekunde, die mir das Denken erspart.
Ich tauche geradezu ein in mein Projekt, es ist ein Selbstläufer und bald wird es lernen für andere zu laufen.
Morgen ist Übergabe und ich weiß, der Fachbereich wird sich freuen. Schön, wenn man durch Arbeit jemand helfen kann. Und schön, wenn jemand mal honoriert, was man macht.
Aber der nächste Bereich, das nächste projekt lauert schon und ich weiß, da muss ich durch viele Widerstände, völlig unnötige.
Aber seis drum. Auch das erspart mir überflüssiges Nachdenken über Dinge, über die ich jetzt nicht nachdenken WILL.

20.05.2006
Funkstille. Verordne ich mir. Bin ich die Deppin, die immer beginnt? Habe ich nicht zu viele eigenmächtige Entscheidungen hinnehmen müssen. Ich müsste so abgefressen sein und niemals mehr Kontakt in Erwägung ziehen.

Zu wem? Zu Mann. Mann generell. Nein, danke, so mag ich es nicht. Geben ist gleich nehmen ist gleich geben. Wer bin ich denn? Brauch ich das? Wirklich?
nö, brauche ich nicht und will ich nicht.
Aber es gibt immer wieder welche, die in meine ureigenste Domäne einbrechen. Manchmal ist der Zorn so mächtig, dass ich mich fürchte.

Mein Ex heute zu unserem Sohn : ich bin stolz auf dich, dass du den Realschulabschluss so gut gepackt hast und nun aufs Gym gehen wirst.
Cool, das Jahr mit drei Schulabschlüssen durfte aber ich finanzieren, weil er die Zahlung des Unterhalts eingestellt hatte.
Ich renne dann raus, nein gehe und könnte vor der Falschheit und der Egozentrik das große Kotzen bekommen.
Und nachdem der Herr Sohn wieder aufs Gym geht und Abschlüsse hat, kann mann sich wieder mit ihm treffen und zahlt vielleicht großzügig den Unterhalt…
Aber die Tochter, die öfters mal aus freien Stücken anruft, kann mann getrost missachten.

22.05.2006
Morgen ist ein Tag. Was für einer, dies muss sich erst zeigen. Viel Arbeit steht an, eine SChulung muss ich abhalten. Viele Dinge sind zu klären, Termine zu planen und Gestriges abzuhaken.

Vielleicht habe ich einige Momente, Zeit – dem Ziehen der Wolken zu lauschen, dem Fallen der Regentropfen, einfach nur lauschen.

01.06.2006
Ich will fern von mir sein. Das Leben, das mich umgibt, dass mich formt, verformt, bis die Notwendigkeiten alles Individuelle abgeschliffen haben. Manchmal schaue ich vor dem Schlafen von oben auf mich herab und sehe nur eine schlecht getimete Maschine, deren Räderwerk immer mehr ausleiert, ausfranzt.
Ich will fern von mir sein. Fern von dem, was Alltag ausmacht, fern von Zorn, Verzweiflung, mühselig gebändigte Verdrossenheit über die Tumbheit mancher Leute.

Ich will nah bei mir sein, mich finden im Regenbogen. ich habe mich nie so nah gefühlt bei mir selber wie zu den Zeiten, als ich über steinerne Wege ging. Der Regen mich durchnässte und der Sturm mich in der Zeltnacht nahe der Klippen ängstigte. ich bin nah bei mir, wenn mich die Luft schier trunken macht, der Blick kein Ende, keinen Horizont findet.

Bald.

29.06.2006
ich bin immer im Umbruch – nach kurzen Phasen der Ruhe breche ich um, pflüge das Schädliche, das Schandbare um, führe dem Boden zersetzende Stoffe zu.
auf dass sie nicht mich zersetzen, sondern zu Humus werden, leben hervorrufen.
So lange ich nicht (zer)breche, gibt es mich.

05.07.2006
ICH bin
ich BIN
ICH BIN
schreit das Ich
und schleicht verschüchtert ob der Vehemenz des Aufschreis durch die Korridore der Außenstellen des WIR.
Wer hat meinen Schrei gehört? wird man ihn nicht verteufeln, verlachen, missachten?
Ich bin doch was ich BIN!
Bin ich liebenswert, verständlich, willkommen?
Wer mich nicht liebt, kennt mich nur nicht? Das Ich bietet sich selber Ausreden an, wie kann dich jemand lieben, wenn du so schreist. Um Aufmerksamkeit heischst.
Das ist nicht – nun – das ist nicht die rechte Art, herunterzuspielen, wie einsam du bist – oder Pardon, wie einsam das ICH ist. Weil du bist ja nicht das ICH, das ICH ist es selber. Pech gehabt – ich.

manchmal befreit es, wenn ICH und DU – also WIR gemeinsam lachen.

08.07.2006
seltsames träumte ich.

Schemenhaft erinnere ich mich daran, durch Alleen zu gehen, Spukbilder narrten mich. Oder nein, es waren eher kurze Abrisse, wie aus einem Film, Szenen, die ich als Beobachterin sah. Ein Junge, etwa 3-4, der fortlief, schrie, Schutz suchte. Ein Mädchen, welches durch Straßen hüpfte, sich plötzlich umschaute. Eine Frau, die laut und wie befreit lachte. Kinder, die mit Kreidesteinen Hüpfkästchen auf die Steine malten.
Blauwölbender Himmel, Farben, so intensiv, dass ich sie noch genau beschreiben könnte. – der Flickenteppich eines Lebens – breitete sich vor mir aus-
Nein – es war kein innerer Horrorfilm sondern ein Motiv.
Ein Motiv – ein Lied, eher eine Melodie, ein Singsang.

Und ich wachte auf aus dem Traum, saß aufrecht in meinem Zelt und krabbelte dann hinaus. Sah auf die Morgensonne. auf die Morgensonne, die über der Bucht aufging.
Was war das, welche Melodie, welch Singsang? Es war Verlust, ich hatte es verloren, das, was mir Sekunden vorher noch so stimmig erschien. Die Bilder – mein Lied.

Stunden später kehrte es wieder und ich empfand es als Berauschung – es überwältigte mich, ich hatte es wieder gefunden.
Mein Lied.
Wer erinnert sich an mich, wer erinnert sich an mich, wer erinnert sich an mich.
Und ich sah den Jungen, ich sah das Mädchen und die Frau.
Und mich.
Durch Orte gehend, die heute verlassen sind. In Häusern stehend, deren Zerfall nur noch der Sturm mildert.
Hier haben zeitweise über 1000 Menschen gelebt, Fischer, kleine Bauern, Familien. heute sind es etwas über 100.

Wo sind sie? Wer erinnert sich an mich – wer erinnert sich an mich?

all diese Leben, sind sie umsonst gelebt? Was ist mit meinem Leben, wenn niemand mehr weiß, dass ich hier saß und die Möven in ihrem Sturmflug bewunderte. Über diese Straßen gingen Menschen. Und ich weiß nun etwas von ihnen.
Ich erinnere mich.

23.07.2006
Offenbarung hat viel mit Offenbarungseid zu tun.
Den mag ich nicht schwören, auch wenn ich offenbare, dass meine Gefühle desto tiefer sind, jemehr ich zugebe, sie zu haben.
Geheime Gefühle verberge ich zu oft vor mir selber. Sie sind so tief – tief in mir verschüttet, dass sie mir selber fremd sind.

Wenn ich es ausspreche, zugebe zu fühlen, dann erhalten sie den ihnen zustehenden Status, ihre wirkliche Bedeutung.

27.07.2006
ein seltsamer Tag war heute.
Ein Kollege ging in den Ruhestand, vorzeitig aufgrund eines besonderen Modells, was ihm was bringt, aber auch dem Dienstherrn. 60 Jahre ist er nun. Er ist so ganz anders als ich mit anderen Interessen, Vorstellungen.

Aber auch ich will in 2 Jahren den Antrag stellen, dieses besondere Modell auf Arbeitszeitverkürzung realisieren.
Heißt ich arbeite ab meinem 55. Geburtstag voll, bekomme aber nur 2/3 meines normalen Gehaltes. ab 60 beginnt die FReistellungsphase und ich bekomme auch etwa 2/3. Und mit 65 die normale Pension.
Das bedeutet, dass ich 5 Jahre eher frei bin für die Art, wie ich wirklich leben möchte.
In 7 Jahren und ein paar gequetschten bin ich 60. Und dann will ich auf niemand mehr Rücksicht nehmen müssen, weder auf Arbeit noch auf Kinder und einfach leben. So wie ich es will!
Ich will aus dem Haus treten und Landschaft sehen. Keine steinernen Straßen und Stadthäuser.
In der Abendsonne möchte ich mich auf eine Bank setzen und nur schauen. Über eine Bucht, einen Fluss. Ich will die Stille hören und nicht den Großstadtlärm.
In Gedanken male ich mir oft aus, wie der Ort oder das Haus aussehen wird.
Cape Clear wäre ein gutes Beispiel oder die Farm von Jim in den Bluestack Mountains in Donegal.
Und das Haus? Eine Wohnküche, mein Schlafzimmer, ein Bad, Internetanschluss zwinkern und – sehr wichtig für mich – ein Gästezimmer oder besser ein Freundeszimmer.

Falls ich das alles so schaffe, freue ich mich auf euren Besuch.

08.08.2006
Und ich schreibe:
Er hat am Leben vorbeigelebt und nun ist das Wichtigste für ihn – die Arbeit, die Firma unwesentlich geworden.
Er hatte für die FReunde keine Zeit, auch nicht für das Kind. Die Ehe zerbricht, aber auch das ist nebensächlich, auch dafür keine Zeit. Neue Projekte, neue Ziele, die Firma wird größer und größer. Man ist jemand in der Hauptstadt, raucht zig Schachteln Zigaretten am Tag, Stress, Hektik, keine Zeit, keine Ruhe, was ist Ausruhen? Gemeinsame Restaurantbesuche entfallen immer öfter. “Ich wünsche euch viel Spaß, ich kann nicht kommen, wie gern würde ich, aber meine Verpflichtungen…”
“Ich lebe für die Firma, ich bin die Firma”, sagt er. Auf mails, unabhängig von wem, antwortet er nicht mehr, er rast durch sein Leben. Sein Leben ist die Firma.

Und dann ist es vorbei.
Die erste Warnung hat er überhört, nachdem der Magentumor entfernt war, lebt er weiter am Leben vorbei. Und keine Bitten, regelmäßig zum Arzt zu gehen, finden bei ihm Gehör.
Er hat keine Zeit und sein Leben ist die Firma.

Letztens haben wir Freunde uns getroffen und über ihn gesprochen. W verspricht, dass er einfach mal in der Firma anruft.
Am 1.7. ist er an Krebs gestorben.

19.08.2006
Der Geschmack des Regentropfen

“ich suche nicht Faktenwissen”, sprach sie.
“Ich suche das Wissen, das hinter den Dingen steckt. Die Enzyklopädie in meinem Kopf ist nicht mein Ziel. Die Magie in einem Regentropfen mutet mich herrlicher an als das Wissen um seine chemische Formel. Kein Mensch kann all das Wissen, dass der Mensch angehäuft hat, mit seinen Gedanken erreichen und wiedergeben”

28.08.2006
und wenn es dir etwas bedeutet.

es bedeutet mir aber nichts.

aber es müsste doch.

nein, es hat keine Bedeutung für mich.

das kann nicht sein.

woher willst du wissen, was sein kann oder nicht?

das ist unmenschlich, du musst etwas fühlen.

aber nein, ich fühle nichts.

wenn es dir etwas bedeuten würde, würdest du etwas fühlen.

da es mir aber nichts bedeutet, fühle ich nichts.

es muss dir etwas bedeuten.

nein, es bedeutet mir nichts.

03.09.2006
massives Mürrischsein.

Ein Geburtstagsgeschenk von Freunden, eines, wobei man sich wirklich etwas gedacht hat. Ein Korb, gefüllt mit Irland: 3erlei Bier, 1 Cider, whiskey, ein richtig witziges Buch des Irland-Englandkorrespondenten der TAZ, eine CD der Dubliners, ein Irish-Coffee-Glas mit Zutaten.

Der Henkel mit einem sattgrünen Band umflochten und Kleeblätter auf die Folie geklebt…

Und der Korb stand zwei Tage auf dem Küchentisch, heute führten wir ihn seinem Zweck zu, tranken das Bier und den Cider, zum Nachtisch den whiskey, lasen uns laut aus dem Buch vor und sangen mit den Dubliners die songs von der CD.
Und mittendrin erfasst mich ein solch starkes Gefühl von Sehnsucht, von Heimweh, dass es mir die Kehle zuschnürt und die TRänen in die Augen treibt.
Ich glaube nicht, dass ich nach SChweden oder sonstwohin kann, so lange mich dieses Land so anzieht.
Es klappt nicht, zu versuchen mir die Sache aus dem Kopf zu schlagen, alles Negative immer wieder zu betonen, versuchen Realistin zu sein, die ich ja auch bin.
so endet der Tag mit Verdrossenheit, weil die guten Vorsätze nicht greifen, Realismus eine leere Sache ist.

07.09.2006
neue Wege erschließen sich manchmal. Man geht in eine bestimmte Richtung und sieht den Weg, die Straße genau vor sich. Bis man plötzlich an eine Art Krümmung kommt und sich unvermutet eine Gabelung auftut. Manchmal muss man von vorbestimmten ? Pfaden abweichen, um seinem Weg zu folgen.
Manchmal entscheidet man falsch, verletzt sich dabei, aber der Weg, der in einem ist, lässt sich nicht beirren oder verleugnen.

two roads diverged into a wood
and I, I took the one
less travelled by.
and that has made all the differnce.

Ich komme nicht mehr darauf, von wem das ist. Später fand ich die Stelle, der Text ist von Rober Frost.
Diese Strophe begleitet mich seit genau 30 Jahren, seit meinem ersten Irlandaufenthalt. Ein betrunkener junger Mann saß in einem kleinen Park in Cork und rezitierte Gedichte.
Etliche junge Leute saßen im Gras um ihn herum und auch ich blieb stehen und hörte zu. Ein roter Lockenkopf wies auf eine Stelle rechts von sich und ich setzte mich dazu. Und anderem sprach der Betrunkene, dem man seine Trunkenheit anmerkte, der aber trotzdem nicht nuschelte, dieses Gedicht.
Und die Strophe brannte sich in meinen Kopf ein und ich habe sie all die Jahre behalten und ab und an wieder hervorgeholt. Vielleicht ist es sentimental, aber das ist eine der Irlandgeschichten, die ich hüte wie einen Schatz.

Ich glaube, ich muss nähere Bekanntschaft mit Robert Frost machen!

13.09.2006
warum sollte man jemals wieder einem männlichen Menschen trauen? Schon wieder ein Brief vom Anwalt. Langsam entwickelt sich im mir blanker Hass. Und ich war doch eher immer überzeugt nicht fähig zum Hass zu sein.
Wie kann ein Mensch, mit dem ich viele Jahre zusammen war, derartig lügen. Er müsste sich schämen, wenn er nur den Mund aufmacht, um zu reden. Ich wünschte ich könnte ihm sein dreckiges Geld in den Rachen stopfen. Nicht nur Wortbrüchiger, sondern auch Lügner und Unterschriftenfälscher.
ne nix geht mehr, aus ists!

27.09.2006
Vielen Dank, aber ich habe kein Interesse.
Ist das schlimm? Prüde ist das? Nein, wieso?! Ich mag nur nicht mit jedem, der meint, es wäre nett mich anzuschreiben, nähere Kontakte haben. Das verstehst du? Du bist nur anders?
Natürlich habe ich kein Problem, neue Menschen kennen zu lernen, im Gegenteil, aber ich mag so ne verkappte Anmache nicht.
Wir haben uns doch schon hin und her geschrieben? Ja, klar warum nicht?
Du möchtest mich morgen treffen? Oder erstmal telefonieren? Klar, dann ruf mal an.
Oh hallo, nett dich zu sprechen. Ja, dann ok, dann treffen wir uns mal. Ich habe eine süße Stimme? häh? na gut, wenn du meinst.

– Treffen – Parkcafe – Gspräch ganz witzig, so weit ok. –

oh hallo, es hat dir gut gefallen? am liebsten hättest du mich zum Abschied geküsst? öh, ja, ich küsse meine FReunde häufiger, aber ein bisserl mehr Bekanntschaft darf schon sein.
das verstehst du? du hast dich keine Sekunde gelangweilt?
(ich schon, ich sags aber nicht!) Was ich heute noch mache? Na, mit meinem Sohn reden, kochen und dann ein paar Tage wegfahren. Ob ich es ohne dich aushalten kann? nun, öh, warum nicht? Du hast Geburtstag morgen? na, dann Gratulation! Du möchtst mich treffen? Ich bin aber nicht da, sorry.
Du freust dich, wenn wir uns wiedertreffen? Ja, schaun mer mal. Du feierst dann nur klein deinen Geburtstag?
Das kann auch schön sein. Schönes We mit der Mutter deiner Tochter.

Sendepause –

09.10.2006
einmal zu einer Zeit, ich lebte so ziemlich am Rande einer Klippe, deren Fuß für mich im Nebel lag, stellte ich für mich fest, dass ich keinerlei Wert an sich habe.
schwierige Situation, schwierige Zeit, das Leben als Funktion. Damals musste ich jeden Tag viele km mit der Bahn fahren, jeden Morgen, jeden Nachmittag.
Um 5.30 aufstehen, Frühstück für Kinder bereiten, sie wecken, ermahnen leise zu sein, aus dem haus rennen, 1 1/4 Stunde untätig in der Bahn sitzen. Kinder anrufen, dass sie nun zu Schule losgehen müssen. Arbeiten, lächeln, programmieren, funktionieren, 6 Stunden am Stück. Losrennen, die Bahn bekommen, Fachbücher lesen, lesen, lesen, ankommen, nachhause eilen. Auf dem Heimnweg schnell einkaufen, heim eilen. Kochen, trösten, losfahren, Vater im KKhaus besuchen, trösten, zuhören, nach hause eilen.
Mit Kindern reden, Schulsachen nachschauen, Geschichten erzählen. Wäsche waschen, putzen, bügeln. abends um 10.00 am Tisch sitzen, mehr Buchstaben anschauen als lesen.

WIESO brauchst du Hilfe? Du arbeitest doch nur halbtags, deinen Vater besuchen? Das ist doch nicht anstrengend, sich um die Kinder kümmern? Du verpimpelst sie zu sehr.
ich soll einkaufen? Dafür habe ich nun wirklich keine Zeit. Wenn ich nachhause komme, sitzt du am Tisch und liest, räum doch währenddessen auf. Du hast doch genug Zeit. Ich komme ja erst abends spät. Ja, mein Job ist eben wichtig.

Das Hamsterrad dreht sich – ich bin nicht wichtig, ich funktioniere. und funktioniere und funktioniere. Und gehe zum elternabend und gehe zum Arzt mit den Kindern und.
und lese abends um 22.00 am Tisch erschöpft einige Seiten im Buch.

Morgens wenn ich im Zug sitze und aus dem Fenster starre, sehe ich die Landschaft nicht. Es singt in meinem Kopf – wie’s mit geht, das ist ganz egal, wie’s mir geht, das ist ganz egal, weil es ja nicht wichtig ist, weil es ja nicht wichtig ist, wie’s mir geht, das ist ganz egal.

Nach einigen Wochen fragt mich eine Bekannte: Sie sehen morgens immer so blass aus im Zug, geht es Ihnen nicht gut?

Ich erschrecke, als ob ich geschlagen worden wäre.
Ich muss etwas ändern. Ich weiß nicht, ob das geht.

Monate, nein eher Jahre später wird mir bewusst, dass ich am Rande eines Nervenzusammenbruchs gelebt habe.

10.10.2006
Ich bin müde, dauermüde. Und ich will weg. Nach Schottland oder Irland oder Schweden. Ein kleines verstecktes Haus, Cottage irgendwo.
Wenn der Morgennebel von den Bergen aufsteigt, setze ich den Wasserkessel auf, trinke am Kaminofen den ersten Tee. Mache im Haus dies und das, bis der Regen aufhört. Setze mich mit einer weiteren Tasse Tee und einem sandwich auf die Bank vor der Tür, beobachte die Wolken, die sich vom Wind in Fernen blasen lassen.
Recke mich, strecke mich, ziehe die Jacke über und gehe hinter zum Meer. Die Wellen schlagen schwer an den Kai und ich warte auf das Boot, das mir ein paar bestellte Köstlichkeiten und Bücher bringen wird.

Abends werde ich in meiner Küche am Tisch sitzen, der nahe beim Kaminofen mit Blick aus dem Fenster steht, ein neues Buch lesen und bei einem Schluck Guiness den Tag beenden.

14.11.2006
Es war so leicht. Ich habe den Ordner – den so lange gehüteten – aufgerufen, letztmalig das Password eingegeben, einige Dokumente überflogen und wieder geschlossen. Dann habe ich jedes Einzelne für sich angeklickt und gelöscht. Vor einem Monat habe ich es versucht, aber nicht die Entschlusskraft aufgebracht, die Löschung vorzunehmen. Ich habe es so oft versucht und bin immer wieder gescheitert. Meine Gedanken sind den Pfaden gefolgt, denen ich so lange folgte. Ich habe den innerlichen Schmerz gefürchtet, der sich drinnen eingekapselt hat.
Ich habe die Gedanken von drei Jahren meines Lebens fortgeworfen. Ich hatte es versprochen, zugesagt und nun eingehalten. Es bleibt ein diffuses Gefühl von Schmerz, Übelkeit, Bitterkeit und Verachtung.

30.11.2006
manchmal schwebe ich so vor mich her oder eher hin, sitze verträumt in Ecken herum. Verweigere mich.

Wenn ich sacht über deine Haare streiche, bis sie sich igelwiderborstig aufrichten, lache ich. Weil wie du bist und wie du dich gerierst, mir Tränen in die Augen treibt.

Wie kannst du es wagen, ein eigenes Selbst zu haben, fragen mich deine zornigen Augen. Weil ich ein eigenes Selbst bin, antworte ich.

manchmal in Träumen erinnere ich mich, wie das war.
War mit uns. Wie ich es glaubte, meinte, dass es sei.
Aber ich habe deine Briefe zerrissen.
Weil nicht ich es bin.
Die du willst.
sondern die, du dachtest, die ich sei.

(Erinnerung an einen Geliebten)

30.11.2006
Wahrheit ist oft eine subjektive Sache. sicher gibt es Fakten mathamtischer und sonstiger Art, aber das was so allgemein Wahrheit genannt wird, ist doch unserem inneren Kontext, unseren Lebenserfahrungen, Erwartungen und WErtungen unterworfen.
Ich bin sehr vorsichtig geworden, wenn es mich drängt das Wort Wahrheit zu verwenden.
Ich habe aber mich schon früh damit auseinadergesetzt, fällt mir jetzt ein. Irgendwo (ich glaube sogar hier) habe ich einen Text darüber. Ich schau mal.

07.12.2006
bei mir drehen sich die Gedanken, bei mir jubilieren sie: es ist Frühling. Mein Verstand sagt: ruhig, Mädel, es ist Winter, die Weihnachtsbäume beginnen bald zu nadeln. Ruhig, ruhig.

07.12.2006
auch wenn es niemand weiß. Ich war immer Träumende. Ruhigen Schrittes ging ich in der Realität umher, pragmatisch.
Aber ihr habt mich nicht gesehen, nicht mich. In TRäumen lebe ich mehr, schrieb ich als Kind noch. Und es ist wahr.
Ich gehe neben euch und bin Myriaden von Gedanken fern.
Ohne Träume wäre mein Ich ein sinnloses Ding.
Weiß ich nur, wer ich bin.

06.07.2007
jeder Mensch ist aus Lehm und Sehnsucht gemacht,
wer den Atem einhauchte, vergaß die Seele vom
Dreck zu befreien. Jeder Mensch ist mehr als die Summe
seiner Synapsen.

Was mich zerstört, ist Summe des anderen.
Summe sind wir alle – aus vieldeutigem,
unwägbaren, verachtungsvollem.

“Ich hasse meine Mutter” sagst du,
ist sie weniger als
du träumtest zu sein?
Wen hasst du? dich in ihr?
“Ich verachte meinen Vater”,
sagst du. “Erzeuger ist er nur,
menschliches Samenkapital oder Ausschuss”.
Allem zum Trotz bist du daraus
geworden. Du bist dein eigenes Selbst?

Siehst du diesen ängstlichen Zug um seine/deine Augen,
partiell seid ihr ähnlich? Zeige mir seine, ihre,
DEINE Bilanz.

(nach einem längeren Gespräch mit einem, der immer noch nicht abgenabelt ist)

 

 

About Sternenstaub

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